Ich kann nicht mehr schweigen

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huck notes

 

Heute ist Freitag, der 28. März 2014. Gestern Abend habe ich, aufgrund der vielen Nachrichten über das Ereignis auf Twitter, mit einem halben Ohr und 0,8 Augen die Echo-Preisverleihung im Ersten verfolgt. Und so viel kann ich sagen: Es war grauenvoll. Ich dachte zunächst, na das ist halt Geschmacksache was da abgeht. Wer’s mag. Die Welt besteht aus Leuchtdioden und Helene Fischer ist halt eine sogenannte Schlagersängerin, die das Genre mit gewohnt läppischen Texten, aber mit einer Art horrortechnoisiertem Klangteppich unterlegt. Ich weiss nicht wie man diese Art von Musik nennt. Aber das muss heutzutage wohl so sein. Es ist wie Klostein, wie Geruch ohne Geruch, wie ein Sack Reis.

Ich habe dagesessen und ich habe diese Sendung hingenommen. Wie man das halt so hinnimmt, weil, man hat ja selbst andere Sorgen und einen Haufen Arbeit und es gibt das Kernkraftwerk von Fukushima Daiichi, die Kinder in Kabul und gequälte Tanzbären. Dann las ich bei Nilz Bokelberg folgenden Satz: „Menschen unter 18 Jahren sollten nicht einmal wissen, wer Helene Fischer überhaupt ist!“ Und da dachte ich, Menschen über 18 aber auch nicht. Helene Fischer mag sicher eine sehr nette Person sein und ich wünsche ihr auf ihrem Lebensweg alles Gute und freue mich, dass sie so wunderschön zu sein scheint. Offenbar kommt ihre Erscheinung bei der Zielgruppe gut an, so dass sie sich entsprechend aufreizend inszenieren und inflationär formatieren lässt. Aber ansonsten kann DAS doch nicht das sein, was wir früher mal Popkultur genannt haben. Es kann (mal ganz nebenbei) doch auch nicht sein, dass Leute, die so eine Veranstaltung moderieren, auch noch da einen Preis gewinnen. Das hat doch ein Geschmäckle. Es kann aber des weiteren nicht sein, dass der ganze verzweifelt auf schlichte Gemüter produzierte Dreck so deep in der Gesellschaft und in der Hauptkäuferschicht angekommen ist, dass man getrost hohe Wetten darauf abschließen kann, dass der grauenhafteste Beitrag der Nominierten am Ende auch gewinnt. Was passiert da? Auch ähnliche Veranstaltungen wie der MTV Music Award, die Oscar- oder die Grammy-Verleihungen, die natürlich auch extrem auf kommerzielle Durchsetzbarkeit konzipiert sind und ganz klar auch das Verkaufen und Vermarkten von der jeweiligen Produkte im Auge haben, sind nicht im Ansatz von solch einer Peinlichkeit durchdrungen wie es die Echo-Verleihung gestern war und wie es im Grunde alle derartigen Veranstaltungen in Deutschland und mit deutscher Beteiligung eben sind und scheinbar für immer sein müssen. Dass man sich da jemanden wie Stefan Raab an die entsprechende Entscheiderposition wünscht, um wenigstens das schlimmste Stildesaster zu verhindern, ist auch nicht wirklich richtig und spricht natürlich von einer über- und unmenschlichen Hilflosigkeit. Woran liegt es, dass es in Deutschland nicht annähernd möglich zu sein scheint, eine entsprechende Veranstaltungen stilvoll, mit ein bisschen Coolness und annähernd ohne Fremdscham über die Bühne zu bringen? Liegt es an der deutschen Sprache? Der blassen Haut der Protagonisten, 80.000 Zoll großen LED-Displays? Liegt es am ewigen Peter Maffay? Haben wir einfach keinen Geschmack? Es gibt doch genug Menschen, die das offensichtlich nicht mehr aushalten, seit Jahren darunter leiden, dass die (Pop)kulturwelt so verhunzt ist. Sind das nicht genug Menschen um einen Wechsel zu vollführen? Oder lebe ich in einer eigenartigen Blase, in der ich nicht mehr wahrnehme, was „draußen“ wirklich passiert? Ich bin mir nicht sicher. Natürlich galten Schlager früher als peinlich und man hätte sich lieber im Wüstensand zusammen mit Skorpionen und Sandvipern vergraben, als dabei beobachtet zu werden Howard Carpendale oder Roland Kaiser zu hören. Aber was waren das für Granaten im Vergleich zu der heutigen komischen Musikwelt, in der Leute ohne jegliche musikalische Ambition mit verzerrten Stimmen und Technobeats untermalten Geräuschen eine Bühne betreten dürfen und dann auch noch bejubelt werden? Was ist denn mit der Jugend? Muss die nicht kotzen? Was ist mit uns Berufsjugendlichen, die wir früher in bierschweißschwüligen Kellern gestanden haben und uns Typen angesehen haben, bei denen unsere Eltern die Hände über den Kopf zusammen geschlagen hätten. Und das zu Recht. Weil diese Menschen einfach eben nicht Konsens waren und weil deren Vollziehung des Alltags eben nicht als Verhaltensdoktrin in dieser gesamtdeutschen Samstagnachtmittag-Welt hätte dienen können. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube nicht, dass wir früher da gestanden haben, mit unserem schalen, abgestanden Bier und dem dusseligen Kopf, geschwängert von Schnaps und anderen qualmverursachenden Naturprodukten, und gedacht haben, das machen wir jetzt für immer und mit 47 sind wir immer noch so.

Doch, ich glaube, das haben wir gedacht. Wir haben ja auch gedacht Johnny Thunders lebe ewig und die Toten Hosen blieben für immer so wie sie uns das 1983 in „Opel-Gang“ versprochen haben. Wir haben natürlich an die Ewigkeit geglaubt, aber es war doch auch ganz deep drinnen klar, dass irgendwann die Wut verraucht und der letzte Sud gesoffen ist. Aber es war nicht klar, dass es so etwas überhaupt nicht mehr und in keiner Form geben wird, dass Popkultur von Menschen wie Sigmar Gabriel verwaltet würde. Es war nicht klar, dass Peter Maffay da oben auf der Bühne ewig stehen würde. Das haben wir nicht gewusst. Das hätte man ja auch nicht ahnen können. Wenn ich mich schon als pubertärer Knabe gewundert habe, wieso speckgesichtige Halbstarke im Konfirmantenanzug zum Lautsprecherklang der Schallplatte „Heartbreak Hotel“ von Elvis Presley ganze Säle zerlegt haben, war mir doch irgendwie klar, dass sich sich Pop- und Revolutionskultur zeitgemäß entwickeln werden und dass sich das was meine Eltern mal aus dem Sessel gerissen hat, für uns Chicks anmutet wie feuchte Handtücher beim Runterfallen von der Handtuchstange.

Aber davon kann ja heute gar nicht mehr die Rede sein. Es ist alles so wunderschön und supi, alle sind Popper, selbst Musik die mir als Alternative vorgestellt wird, klingt wie acht Wochen im Studio abgemischte und von studierten Studiomusikern eingespielte Klangbeispiele für Lautsprecherverkaufsräume.

Ich weiss auch gar nicht, an wen ich mich wenden müsste, um mich zu beschweren, dass das alles so gekommen ist. Irgendwas ist nicht mehr richtig. Ich sehe Grafikdesign- und Werbeerzeugnisse, denen man ansieht, dass die Protagonisten mit ihren Gedanken schon im kühlen Grabe weilen. Ich höre Musik, bei der nicht der kleinste Funk(e) von irgendetwas mit Seele, auf die Fresse, Ficken oder Isaac Hayes überspringt. Es fehlt einfach an allem. Heute stehen für den Grand Prix Eurovision de la Chanson drei Protagonistinnen einer Studentenkultur, die vor der Protestbesetzung eines Hörsaals bei der Universitätsleitung nachfragen ob sie sich Stühle für die Eingangsblockade leihen dürfen, auf der Bühne, haben sich in seltsamen Chic verkleidet und vom Himmel fallen Streifen und Alufolie, während drei Meter vorm Bühnerand B-Promis gesponserten Sekt aus Plastiktulpen saufen und das Fernsehen hat 42 Kameras aufgebaut und überträgt noch das letzte Silikondekolleté bis ins Wohnzimmer nach Hinterhornbach. Da reitet weder Bianca Jagger, ja noch nicht mal mehr Will Smith, auf einem Schimmel auf die Bühne. Es ist schlimmer als Plastikrosen im Senfglas. In dieser Gesellschaft wäre ein Steven Patrick Morrissey niemals möglich gewesen.

Eine Schlagersängerin tanzt dafür im knappen Bustier, wie eine Marionette aus dem Tanzpanoptikum von Detlef Soost, über eine 3-stöckige Bühne, dass einen plötzlich das dringende Gefühl ereilt, unbedingt mal zur Schlaganfall-Vorsorge gehen zu müssen. Warum ist das so und was machen wir denn jetzt? Und warum spreche ich eigentlich ausschließlich zu Menschen, die wahrscheinlich mit mir in allen Punkten down sind und warum ist es dann nicht einfach egal und wir gehen einfach nicht mehr hin, zu der Scheiße. Es hat mich ja keiner gezwungen die Scheiße auf einem 140 Zoll-Fernseher mit Dolby®-irgendwas-Sound anzuschauen.

Doch es ist alles da. Diese Geisterbahn, diese Botox-Kultur. Wir können das nicht länger hinnehmen. Am Ende wird man wieder sagen, wir haben doch von all dem nichts gewusst. Das ist aber nicht richtig. Wir wissen doch, was los ist. Wir haben es doch bereits gesehen, gehört und geschmeckt.

Hier, Ihr Typen mit dem Abi-2013-Aufkleber auf dem Auto, Ihr Jacketärmelhochkrempler, Kassierer und Abkassierer, Fahrradfahrer, Veganisten und Teewurstesser, Blogger und Geblockte, Showmaster und Experten, Hausärzte, Apotheker-Söhne und Direktoren-Töchter, Hartz IV-Zerknüllte, Minifahrerinnen und Mitfahrer, Bullenschweine, Facebook-Promis und Twittergelehrte, Schriftsteller ohne Verlag, Angeber, Pappnasen, Geliebte und Gelobte, Ihr Frisurengeschädigte, NSA-Verzweifelte, Honks und Hipster, Aufgegeilten, Femen und Verfemte, Verbesserer und Bessere, liebe Freunde…

Sagt doch auch mal was!

72 Kommentare

  1. Pingback: Hallo. Ich möchte mit ihnen über Pop reden. (Peel-Wachtturm in der Hand haltend.) — Probefahrer - Das Leben ist (m)ein Ponyhof!

  2. „Was ist mit uns Berufsjugendlichen, die wir früher in bierschweißschwüligen Kellern gestanden haben und uns Typen angesehen haben, bei denen unsere Eltern die Hände über den Kopf zusammen geschlagen hätten.“

    Wir schlagen uns heute die Hände über den Kopf zusammen, weil unsere Kinder Schlager hören.

    • Ich fühle, ich leide mit jedem einzelnen geschriebenen Wort mit. Roger Glover (Deep Purple) sagte neulich in einem Interview, dass sie jetzt eigentlich Underground sind….na, gut die haben Geschichte geschrieben, sind gut versorgt usw, aber in den Medien
      wird einfach eine andere Popkultur …oder so…was ist das eigentlich??…gezeigt. Als Dozent an verschieden Popularmusikalischen tertiären Bildungsinstitutionen bemerke ich, dass vermehrt „The Next Generation“ voll auf das Fundament der 70, 80er, 90 er aufbauend agieren und studieren will, dass Ästhetik der Popkultur einen wichtigen Zugang zum zukünftigen Schaffen dieser jungen, hungrigen Musiker schafft…allein den Medien-wer auch immer dahinterstehen mag-ist eine weißgebleichte, B-und C-Promi schwangere Popschlagerwasweißich-Realität allemal lieber….trotzdem long live R´n´R

  3. Sehr schöner Beitrag und ja, Du hast recht. Es fehlt an allen Ecken, aber fing das doch schon Anfang 2000 an.

    Unterm Strich hätte ich aber Casper den verdammten Echo gegönnt oder den Imagine Dragons. Künstler bzw. Bands die dann doch, in dieser durchgestylten Schönwetterwelt, ein wenig herausstechen.

    In den letzten Jahren höre ich aber immer weniger neue Bands, weil sich alles gleich anhört und greife auf die Perlen der 80iger und 90iger zurück.

    Liebe Grüsse,
    Marco

  4. Max sagt

    Das Problem ist, dass diese Gesellschaft und vor allem die jetzige Generation einfach nur abgestumpft sind. Ich selbst war im Abi-Jahrgang 2013 und ich kann nur sagen: Es geht nur noch darum sich am Wochenende zweimal umzuschießen und dann im Rest der Woche irgendwie zu funktionieren. Alles, was irgendwie einen Inhalt hat, wird entweder nicht wahrgenommen oder ausgelacht. Dem Großteil meiner Generation ist es einfach egal, was in der Musik ausgesagt wird, wie ihnen auch so ziemlich alles egal ist, was in der Welt oder auch in Deutschland passiert. Das trifft natürlich nicht auf alle zu, aber wenn ich mir die vorangegangen Generationen von den 68ern bis in die 90er angucke, dann merkt man, dass heute subkulturell einfach nicht mehr viel geht.

    • Huck sagt

      Es ist ja immer subjektiv, aber mir kommt’s vor, als gäbe es diese „Subkultur“ nur noch in so einer Art Bread & Butteresquen Berlin-Mitte-Style mit immer den gleichen Typen, den gleichen Frisuren und nur mit genau einer Attitüde. Vielleicht bin ich aber auch gedanklich zu weit weg von der Szenerie um noch irgendwas zu begreifen. Dabei könnte man meinen, dass gerade heutzutage diese scheinbare Reichweite für jeden, die das Internet möglich macht, eine ungeheuere subkulturelle Schlagkraft haben könnte.

    • Lukas sagt

      Recht hast du! Ich mach dieses Jahr mein Abi und bei dem was du über unsre Generation sagst stimm ich dir absolut zu. Meine Mutter meint immer ich soll mal öfter weggehen so wie sie es früher tat. Aber sie sieht einfach nicht wie stumpf die Menschen heute sind. Es gibt keine kreativität und vor allem keine Individuen mehr. Das sieht man schön in der Schule. Jeder ist unterschiedlich und doch muss jeder das gleiche tun. Das ist als würde man einem Elefanten, einem Affen und einem Pferd eine Note dafür geben nen Baum hoch zu klettern. Deshalb muss sich jeder schon in jungen Jahren an dieses System anpassen und das, findet man auch in der heutigen „Musik“ wieder. 4 Chord songs und ätzende Beats auf irgendwelche synth sounds. Ich bleib lieber bei Queen und den Eagle’s ! Scheiß auf den Mainstream !

  5. Chris sagt

    You’re right. Bin absolut down mit Dir.

    Lasst es uns aber wirklich verändern. Wir müssen jetzt agieren. Problem erkannt. Handeln.
    Lasst uns einen eigenen Musikpreis ins Leben rufen.
    Einen echten Musikpreis for the masses, wohlwissend der kulturellen Verantwortung für unser Land und alle Generationen die da nachkommen.
    Wir haben es in der Hand, die Herde wird mitlaufen, tut sie ja jetzt auch. Ich habe den Glauben an die Menschheit nicht verloren, es kauen nur die falschen Leute vor. Das ist im Prinzip das gleiche wie bei unserem Essen. Wir müssen den Unfug stoppen. Es sind schlicht die falschen Leute am Werk. Dummköpfe, die in alten Tagen, bzw. merkwürdigen „neuen“ leben, gepaart mit Trotteln, die denken, mega innovativ zu sein. Das Ergebnis sind die von Dir beschriebenen Missbildungen.

    Wir brauchen einfach nur ein bisschen Geld, nicht sonderlich viel, vllt. kann jemand wie Bär Läsker helfen. Der Rest über diese Startup Sammelbüchsen und Werbung.
    Dann machen wir unseren eigenen Echo.
    Wir starten im Web und schlagen solange jedes lächerliche Angebot von zdf_neo, später PRO 7 und dem sonstigen Blödsinn aus, bis sie aufgeben und sich auf ihre Stärken besinnen: Nichts selbst produzieren, ausser vllt. eigene Trailer und Teaser zu eingekauften Formaten, sprich engl. Serien.
    Mehr können sie einfach nicht und das wird auch so bleiben.

    Die wenigen Guten werden zu uns kommen und wir werden sie gerne aufnehmen. Wir können JETZT starten. Unser eigenes Network im Web.

    Stallone sagt in irgendeinem Film: „Es ist vorbei, wenn es vorbei ist.“

  6. Ben sagt

    na na na, wer wird denn gleich verzweifeln, bloss weil der schnöde mammon die kultur wirtschaft konsequent durch die manege führt, heisst das doch noch lange nicht das die quantität leidet….

  7. das beginnt ja nicht mit helene fischer.es begann auch nicht mit bon jovi oder howard carpendale oder peter alexander obwohl auch das schon alles schleimige ohrenpaste war. die zeit, in der eine Industrie ( auch ihre zur sogenannten „Popkultur“ gezählten ausläufer ) dafür gesorgt hat, dass flächendeckend das gequäke der stereoanlage mit musik verwechselt wurde ist hier der knackpunkt. und das war ende der seventies. da hat sich das verhältnis verdreht.hier endete die Zeit ,in der der tonträger abgebildet hat, was der musiker spielt und es begann die zeit, in der der musiker auf der bühne nachgeäfft hat, was der tonträger vorschreibt. ab da wurden die großen popacts live kacklangweilig. aber natürlich gibt es anderes. das leben sucht sich seinen weg sowieso .
    geht raus leute.da ist es.es gibt clubs, musik ist was von menschen für mehnschen. sie findet nicht in der zeitung, nicht im Internet, nicht im tv und nicht in der stereoanlage statt, das alles is ersatzkram,bissl wie porno.

    • Huck sagt

      Klar, Peter Alexander und die vielfach zu unrecht als sonstwie progressiv empfundenen 60er Jahre, sind ja ein Beispiel dafür, dass die Scheiße uns schon immer am Hacken klebte. Aber ach… und, ja, raus gehen in die Clubs… hh hh h… in welche Clubs eigentlich? Viele Grüße aus Wiesbaden >:- (

  8. Alexander Sandman sagt

    Eine Musikveranstaltung so konform wie die Gesellschaft. Friede und Siegmund Freud mit Eierkuchen. Selbstverständlich frei von Alkohol und Laktose. Dann wir sich gebusselt. Früher waren Mut und Charakter die lebendigen Eigenschaften, die zum Risiko anspornten. Heute sitzen überall nur noch geschliffene Persönlich ohne keiten, die ihren Aufstieg der Anpassung verdanken. Egal wo. Schau dich nur um und du wirst sie finden. In jeder Partei macht nur noch der Karriere, der stramm der Richtung folgt. In jedem Verein werden die jungen Prince Boatengs früh aussortiert, während die Jeromes spielen dürfen. In jedem ÖR-Sender produzieren nur die die das Handbuch kennen, aber keine Ahnung mehr vom Drehbuch haben. Hinzu kommt noch der Generalverdacht, dass etwas was Spass ja nicht gut sein kann. Teile und Herrsche. So behält man die Kontrolle. Schnapp sie dir, wenn sie noch Kücken sind, dann kannst du sie formen …

  9. Delo sagt

    Dies ist doch nichts Neues, gerade der Echo war schon immer eine Veranstaltung für die Tonne. Deutsche Charts bestehen – auch historisch gesehen – zu einem Großteil aus Müll, daher muss dies auch beim Echo so sein, weil er an die Verkaufszahlen gebunden ist. Man muss sich nur angucken, welcher Titel seit 1993 zum Hit des Jahres gekürt wurde. Darunter befinden sich vielleicht zwei/drei, die man als gute Musik bezeichnen könnte. Daher kann ich den Frust natürlich nachvollziehen, aber dies war leider schon immer so. Für mich gilt deswegen schon seit den 80ern: wenn schon Charts, dann englische Charts.

    • Huck sagt

      Es ist ja schwer auszumachen, wie das mit dem Stil ist und woran es liegt, dass wir es hierzulande so schwer damit haben. Oft frage ich mich, was wäre wohl aus dem Rock’n Roll geworden, wenn sich in diesem Amerika deutsch statt englisch als Sprache durchgesetzt hätte und die Sklaven auf den Baumwollfelder hätten den Blues auf deutsch gesungen. Was dann wohl auf der Welt geworden wäre?

  10. herrje was für ein schödes Gejammer. Eigentlich hätte ich schon bei der Erwähnung von Bokelberg aufhören sollen zu lesen, aber diese Larmojanz und teils Arroganz ist ja unterträglich. Noch nie habe ich so viel und so viel gute Musik aus aller Welt gehört und erlebt. Sich dann über den ewig langweiligen Echo aufzuregen ist wie Opa erzählt vom Krieg.

  11. aI) Wunderbar geschrieben. Treffend ungerecht. Keine Beanstandungen …
    b) Und gleichzeitig habe ich das Gefühl, etwas an dem Kampf gegen den Schlager ist unfair.
    Was mag das sein? Ich glaube, es hat nichts mit Musik zu tun, sondern mit Hauptschule und Gymnasium, mit Stadt und Land. Die Popmusik war ja in sämtlichen Spielarten immer hauptsächlich Attitüde und Demonstration von Lifestyle-Fantasien. Deshalb kannst du den Rant genauso gut ausweiten und gegen praktisch jede Knalltüte richten, die in den Charts herumläuft. Bei Helene Fischer fällt nur endlich, endlich mal was auf, was dir bei irgendjemanden anderen genauso auffallen könnte. Deutsche Texte sind ja vor allem deshalb „peinlich“, weil man da jedes Wort versteht. Für die Leute mit höherem Schulabschluss gibt es eben Alternativen, die zum jeweiligen Selbstbld passen, den Gymnasiasten-Pop á la Morrissey bzw. die Hamburger Ironiker, aber netto bleibt immer nur Gedudel übrig, mit dem sich die Leute ihr Wohnzimmer einrichten und die Autofahrt verschönern. Und richtig engstirnig finde ich die Retroseligkeit, bei der sich alte Gesellinnen und Gesellen an das Gedudel aus ihrer Teenagerzeit erinnern. Letztlich alles nur Kampf der Geschmäcker. Für Menschen mit Stil eventuell nur spannend zu sehen, wie jede gesellschaftliche Gruppe ihre soziale Stellung durch Musik behauptet und ihre politische Einstellung als musikalische Strömung durchsetzen will. Und wo man sich da selbst ansiedelt. Und die konservative Hausfrau findet ihre Interessen eben durch Fischer vertreten.
    Was daneben noch zu tun bliebe, wäre die immanente Kritik. Ich habe eben paar Texte gelesen, die Fischer singt – ich dachte, vielleicht gibt es da eine Trophäe, die zeigt, so schlecht ist das nicht, aber es ist wirklich und tatsächlich im Schlagerschrank die mittelste Schublade. Und circa 20 Etagen unterhalb dessen angesiedelt, was z.B. im amerikanischen Country-Sektor erreicht wurde (thematisch viel kontroverser).
    (So beibt es bei bei meiner ewigen Hitparade der unübertroffenenen Zeilen… Auf Platz 3: „Ich geb‘ niemals auf, und wenn es noch härter kommt, sonst verliere ich nur die Achtung vor mir.“ (Maffay). Platz 2: „Sie ist kalt, sie ist kalt, aber im warmen Raum merkst du es nicht …“ (Rosenberg), Platz 1: „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo, den es noch gestern gar nicht gab“. (C. Anders) Leider, leider, hat der deutsche Schlager diese surrealistische Richtung schnell wieder fallen gelassen. *Da* müsste die faire Kritik ansetzen ;) )

    • Huck sagt

      Ich möchte hier mal die von mir sehr geschätzten Blumfeld zitieren:

      Der Apfelmann in seinem Garten
      Hat keine Zeit sich auszuruh’n
      Er sieht die Apfelbäume warten
      Und weiß, es gibt noch viel zu tun.

      Er ist der Apfelmann
      er ist der Apfelmann.
      Er ist der Apfelmann, Baby
      Er ist der Apfelmann.

      Schade, dass es Blumfeld nicht mehr gibt.

  12. My Name sagt

    Das hab ich auch gedacht! Aber ist auch gut geschrieben! Aber es ist ja nicht so, dass es nix gutes gibt, aber es interessiert halt keinen oder nicht genug. Auf der andern Seite ist Echo halt auch nur Verkaufszahlen. Und relativ wenig Leute kaufen Musik, also 5 Prozent der Bevölkerung Hab ich irgendwo gelesen. Aber es kommt dann halt auch daher, was im Radio gespielt wird und was im Fernsehen gespielt gespielt wird, also in den Medien und da werden die Entscheidungen halt auch nach fianziellen Interessen gefällt. Ich hab geweint als sie viva2 zugemacht haben… Das fehlt. Wofür gibt es denn GEZ, wenn nicht für Kultur- und Qualitätssicherung? Positiv muss ich Yello erwähnen, die haben schon gerockt. Die sind zwar noch etwas zu jung fürs Lebenswerk, aber immerhin. Und zur Zeit ist halt ein Tiefpunkt, aber aus sowas entsteht auch immer was, es kann nur Berg auf gehen!

  13. Pingback: Pop war schon immer auch ein bisschen scheiße | blog.argwohnheim

  14. Erstmal Dank für so viel gezügelte und zurückhaltende Wut! Beleidigungen machen keinen Sinn, solche Beobachtungen und Fragen, aber auf jeden Fall! Ich habe mir lange Gedanken über Objektivität und Subjektivität gemacht, da ich auch viele von solchen Blogeinträgen auf http://www.lomax-deckard.de gepostet habe! Subjektivität = Wissen = Arroganz? So wird es leider von vielen Lesern wahrgenommen. Daher habe ich mich auf für den objektiveren Ton und die Beschreibung und die Fassungslosigkeit entschieden. Man hat selbst Ruhe und muss sich nicht beleidigen lassen! Dabei ist genau der letzte Satz in dem u.s. Text der richtigste: Sag doch auch mal was! …wir kommen um uns zu beschweren oder macht kaputt was Euch kaputt macht! Herzlicher Punk, Anti und mit erhobenen Kopf seine Musikwelt verteidigen, dass fehlt! Alles ist eins geworden und die Nachbarn die Drecksbands wie z.B Schandmaul hören, hören eben auch Helene Fischer oder (leider) ein Nirvana Album. Ihn ist es egal, Hauptsache Unterhaltung, Hauptsache keine Gedanken machen! Es ist Schlimm! …und daher rufe ich mal wieder zum Kampf auf! Danke für den wunderbaren Text, da gibt es sowas wie eine Seelenverwandtschaft….Alan Lomax

    • Huck sagt

      Ich emfinde ja in meinem greisen Alter kaum noch Wut, sondern nur die Wunderlichkeit treibt mich noch um (Das glaube ich natürlich selbst nicht). Es ist so diese Zusammenkunft von Leuchtdioden, komischer Musik, leeren Gesichtern, schwachsinnigem Gestammel und der Dankesrede von Max Herre, die mir insgesamt den Atem verschlagen hat. Aber vielleicht muss das ja auch alles so sein und ich befinde mich bereits im Früher-war-alles-besser-Modus.

  15. Thomas sagt

    Naja, ich glaube so ziemlich jede Generation hat sich kritisch über den Musikgeschmack der jeweiligen Nachfolgegeneration geäußert. Wie jede Generation waren natürlich auch wir überzeugt, dass uns das nicht passieren kann, UNSERE Musik so geil ist, dass es keine Geschmacksänderungen mehr geben kann und wir ja aus unserem hervorragenden Geschmack heraus schon mit jeder neuen Musikrichtung klarkommen würden.
    Bei mir hat das dann schon mit dem Techno nicht mehr so geklappt.
    Die ECHO-Sendung war sicher nicht gerade ein Höhepunkt, deswegen aber den heutigen jugendlichen jeden Geschmack abzusprechen, find ich übertrieben. Die Zeiten ändern sich eben…

  16. Danke! Ich finde diesen Steven Patrick Morrissey auch furchtbar und finde es toll, das Huck das auch so sieht.

  17. In allen Punkten down mit Dir! Ich bin selbst sprach- und ratlos. Aber vielleicht ist es eine subtile Rebellion, die wir nicht verstehen, weil wir alt sind. Ich hoffe nicht!

    • Huck sagt

      Ich befürchte es ist keine Revolution. Es ist gar nichts. Es ist das was Helmut Kohl wollte. Hinnehmen und Steuern zahlen (Also natürlich nur das Volk). (HEULKRAMPF).

  18. Porscheklaus sagt

    Ist nicht Hip-Hop/Rap heute die Musik, bei der sich die Eltern die Hände überm Kopf zusammenschlagen? Klar gibt es langweiligere Rapper wie Bushido oder Kollegah, aber dann gibt es auch wieder Yassin und Audio88 oder Money Boy, die sehr wohl auf die fresse, ficken oder im begrenzten Maße Gefühle besingen. Ernsthaft, kaum einer hört Helene Fischer ernsthaft.

  19. Robert G sagt

    Deine Betrachtung zum Echo mag wohl richtig sein, aber deswegen muss man noch keine ganze Generation verloren geben. Spätestens seit ca. 2000 gibt es keine richtigen Musik-Wellen mehr, kaum noch Moden, sondern einen Pluralismus an Strömungen. Alles passiert gleichzeitig. 50s-Revival in irgendwelchen Rockabilly-Clubs, 80er-Pop-Revival von diesen ganzen FluxFM-Bands, Jack White führt das Erbe der 60er fort, Howler klauen von den Replacements, Yuck von Dinosaur Jr, Elektropop hat eine vitale Szene, Techno irgendwie auch immer noch, und irgendwo gibt es immer jemand, der zwei bis fünf Stile overcrosst. Schubladen sind passé. Du kannst Abba und Anthrax nebeneinander ins Plattenregal stellen, und wirst vermutlich nicht mal dafür verprügelt.
    Das kann natürlich auch zu einer Beliebigkeit führen, da es keine Feindbilder und keine Abgrenzungen mehr gibt, wie früher die Metaller die Popper verachtet haben und andersrum.
    Wer in dieser unendlichen Vielfalt etwas sucht, was auf die Fresse gibt, was kratzt, beisst, dagegen ist, an Oberflächen kratzt und reinkotzt, der wird das auch finden. Naturgemäß ist das dann nicht Mainstream. Aber das kann es ja auch nicht sein. Ich genieße beispielsweise gerade den beißenden Zynismus von Future Of The Left, die hysterische Bissigkeit von Kreisky, und die unmittelbare aufrichtige Traurigkeit von Sun Kil Moon. Und das sind nur ein paar Beispiele. Im Zweifelsfall: Fernseher aus, Stereoanlage an. Und die richtigen Bands mit Käufen unterstützen, dass die auch weitermachen können. Eigentlich auch nicht anders als früher.

  20. Wie recht du hast. Ich kämpfe seit Jahren mit diesem Thema. Und alles was ich höre , naja es ist Geschmacksache. Diese Weltgescheiten Musikvorleger , merken nicht mal das sie den ganzen tag ein Lied hören. Was die letzten Jahre vergessen wird ist das Musik eine art Kunstform sein tollte. Nur keiner achtet drauf. Es ist eben Audio Müll. Jedes Album eines Musikkünstlers erzählt eine Geschichte aber selten wird sie wahrgenommen. Nur diesen Abfall an Singles die im Radio für die Idioten gespielt werden.

  21. Wer den Status Quo der deutschen Musikszene am Mainstream misst, hat schon seit mindestens 50 Jahren kaum eine andere Wahl als depressiv oder assimiliert zu werden. Aufwachen! Die Szene ist woanders!

  22. Es ist ja nicht so, daß z.B. ganz unabhängige Bands nicht wahrnehmbar wären unter all dem breiten Marketinggebrüll der Mainstreamindustrie. Aber es scheint für die allermeisten schon unvorstellbar, mal das Rotationsradio für ein paar Stunden abzuschalten und sich mal anzuhören, was es da SONST NOCH für Musik gibt. Meine Band MISSIS RAINTOWN macht zwar keinen BlutschweißundTränenpunk der ersten Stunde, wir mochten schon immer eher Popsongs. Aber wir sind ohne Zweifel subversiv, haben eine eigene Weltsicht und sind nicht von GEMA, öffentlich-rechtlichen Anstalten oder Plattenfirmen korrumpiert. Es gibt uns schon. Aber man hängt halt lieber am Tropf. Alle, die hier auf dieser Seite den lesenswerten Artikel studieren kann ich vermutlich dabei ausnehmen, grins. http://www.missisraintown.com/songs/songs2.php
    https://www.youtube.com/watch?v=_Jlb5fj78Gc&list=UUI0CvWMBaWhG7CUwDPCchYw

  23. Welcome to the Jungle.

    Die (deutsche) Popkultur ist schon vor langer Zeit gestorben. Ja, es gibt sie noch, die aussagekräftige, niveauvolle Musik, die von echten Menschen, mit echten Ideen komponiert und mit echten Instrumenten und einem gewissen elektronischen Feinschliff auf kleine Silberlinge gepresst wird…

    Diese Musik ist allerdings von reichlich Aggressionen geschwängert, da sie und ihre Erschaffer sich nämlich genau so wie du über diesen ganzen Mist ärgern.

    Eine der kulturellen Treffpunkte ist z.B. http://www.babyblaue-seiten.de

  24. Mir geht es zwar wie dir – nur ignoriere ich solche Sendungen schon aus Prinzip – aber
    Wen die Masse das will soll sie von mir aus daran ersticke, Sorry für diese drastische Ausdrucksweise. Ich habe mein Abi schon etwas länger hinter mir und ich muss dir sagen: es war auch in der 80igern so: hier der Mainstream, dort der Underground, Keine Frage wo ich herumhüpfte.
    und der *Underground* lebt, un auch wen ich den Entsprechenden Bands usw Erfolg wünsche so hoffe ich doch nie ihre Lieder im Supermarkt als Hintergrundsgeplärre zu hören.
    Masse ist selten Klasse.

  25. René sagt

    solange mir das neue album von dillon als indie-platte der woche vorgestellt wird,
    solange die bunte endlich erkennt das berlin mittelmäßig ist,
    solange amerikanische frauen sich über eine amerikanische frau hysterischst freuen, die einfach total erfolgreich ist,
    solange mir eine curvy girls seite erklärt wie man ein curvy girl wird,
    solange vor den schulen laufende klima-anlagen in laufenden suv´s knöcherne maßnasen auf ihre retorten-nachfahren warten,
    solange 5stellige gehälter über die hähe von löhnen deligieren die ihre retorten-nachfahren in der woche mit dem smartphone verplappern,
    solange mann frau brüste schenkt und frau denkt mann dafür danken zu müssen,
    solange botox nicht fort zum einsatz kommt wo es soll, nämlich in der politik,
    solange wird es wohl helenes und carmens geben, plötzlich aus dem nebel auftauchend, austauschbar, falls die nase sich verflüchtigt oder der bh des silikons überdrüssig.
    solange trage ich meine arroganz gegenüber dem was da passiert mit stolz und übermut zur schau!

    hab ich in den 80ern auf pop geschissen, ändere ich mit anfang 50 daran auch nix mehr.

    rené

  26. Also ich weiß nicht, was du erwartest. In einer Welt, in der es nicht nur Echos gibt, sondern „Voice of Germany“, „Voice of Germany Kids“, „DSDS“ und so weiter und die beste dieser Sendungen tatäsächlich auf KiKa läuf (Dein Lied) läuft.
    Musik ist eben vor allem nur noch kommerziell und das wenige, dass das nicht ist, musst du bei youtube suchen, weil sonst alles unter GEMA-Verdacht steht – und vermarktet werden will.
    Heute scheint mir eine Deutschrock/Krautwurzelrock-Welle unmöglich, und guter deutsch-geprägter Pop à la Inker&Hamilton fern jeder Vermarktungsfähigkeit. Es war zwar irgendwo schon immer so, aber immerhin gab es in de 1980ern sowas wie BAP und „Kristallnaach“. Heute ist alles anders und früher war es besser. Ich hör auch lieber immer noch Ambros (und werd nächste Woche zu BAP ins Kkonzert gehen). Ich hab gar keinen Bock auf Neues. Zuwas auch – das alte gefällt mir immer noch.
    Aber letztendlich erelben wir in dieser Frage einfach nur das, was wir sonst auch erleben: der Kapitalismus hat sich letztendlich die Musik völlig zu eigen gemacht. Und Wolfgang Niedecken wählt SPD. So ists halt.

  27. So eine Sendung ist ja auch nur das Abbild der (Un-)Kulturgesellschaft in der sie stattfindet. Mir macht Sorge, dass anscheinend ein tiefer Riss durch dieses Land geht. Es gibt das Fernsehen, die Presse und die Musik für die zwei-farb-haarigen RTL2 Zuschauer – bei denen die Einbrecher zufällig Ansteck-Mikrophone tragen – und das Bildungs-TV, Zeitungen, Bücher etc. für die anderen. Auch wenn man die Ersteren belächelt und sich das Bildungsbürgertum überlegen wähnt – Diese Kluft scheint sich auf der einen Seite zu vertiefen, auf der anderen Seite wird der Anteil der Dummheit in den Medien und eben auch in diesem Land immer größer. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Politik – europaweit – sondern auch in der Musik. Ich bin eigentlich kein Kulturpessimist- aber irgendwie sehe ich schwarz….

  28. Boris sagt

    Die Ausbeutung des Menschen
    Erreicht eine neue Qualität
    Und wie man allerorten hört
    Wird die Gartenbaukunst hier noch gerne gepflegt

    Ich höre dich sagen
    Mehr leise als laut
    „Das haben sich die Jugendlichen
    Selbst aufgebaut“

  29. D.Funker sagt

    War doch schon kaputt! Und das schon ganz schön lange. Und Kritik an den Kids, dass sie nicht mehr genügend Zeit und Energie für für vernünftige Subkultur aufbringen?! Ernsthaft?! Irgendwie kein Wunder bei dem Existenzangstpanikprogramm was wir ihnen (am besten schon ab dem Kindergarten) in die Köpfe programmieren, oder?!. Was dachten wir, was dabei rauskommt, als gut funktionierende stromlinienförmige Konsumenten?
    Meine musikalische Initiation fand Ende der 80er Anfang der 90er statt. Damals fing der Verfall schon an. Natürlich kein Vergleich zu heute, aber man konnte es schon sehen.
    Ich bin auch froh, Mitte der 90ern das Abi gemacht zu haben. Heutzutage würde ich nicht mehr zur Schule gehen wollen.

  30. alex denada sagt

    eins vorneweg: ich finde die entwicklung auch bedenklich und sie gefällt mir garnicht.
    ABER: was hast du erwartet? schau dir die menschheit doch an. aufgrund ihrer „intelligenz“ von vorn herein zum scheitern verurteilt und dem untergang geweiht! sorry, dass ich so schwarz male, aber schauen wir uns mal in der welt um – die menschheit is scheiße, ganz einfach – und nur ein wimpernshlag in der geschichte der erde und des universums. da sind die schlagerprobleme noch das kleinste. aber egal, um die größe gehts hier nicht.
    es geht drum, was gefällt. kaum 30.000 tausend mal gehört, schon gefällt einem, was man sieht oder hört. haben wir doch alle schon erlebt. warum gibts eigentlich auf rtl, rtl II, vox sat1 und konsorten seit jahrzehnten die schlechtesten dokus, soaps, talks mit eingebauter fremdschämgarantie – und die laufen immer noch??? ein spiegelbild der gesellschaft, aber das is doch nix neues.
    es ging schon immer nur ums geld (und um macht), und das wird sich nie ändern. gerade in der gegenwart hat kein verantwortlicher mehr die zeit und das geld, was risikoreiches zu machen. es muss funktionieren und quote machen. wundert doch überhaupt nicht. und wir sind alle selbst dran schuld! ich befürchte nur, dass die menschen, die das auch merken und bemerken, leider in der unterzahl sind und wohl immer weniger werden… in diesem sinne – cheers :)

  31. Bad Attitude sagt

    Gnade uns Gott, wenn das Problem ein ganz anderes ist: Ich bin mit Deep Purple, Pink Flyod, ELO etc. groß geworden. Regelmäßig steckten meine Eltern ihre Köpfe durch meine Zimmertür und forderten mich mit Blick auf meinen Recorder auf: „Mach das Gehotte leiser!“
    Nahezu täglich durfte ich mir anhören, wie abgestumpft und verweichlicht die heutige Jugend – meine Generation – sei. Aber eben kein Wunder, bei d e r Musik. Bei meinen Eltern war das noch ganz anders. Die hörten in ihrer Jugend noch „richtige Musik“ und die Jungs waren schon Männer und die Mädchen waren anständig…
    Und heute? Schimpfen wir auf die aktuelle Musik wie einst unsere Eltern, schauen wir verächtlich auf die Jugend und reden uns tapfer ein, wir seien aus einem ganz anderen Holz gewesen, damals, als die Musik noch echt war.

  32. Ich bin da ganz down mit Dir.
    Habe mir die Echo Verleihung auch nur mangels Alternativen um diese Uhrzeit angesehen und ehrlich gesagt auch mit ein wenig Neugier, da ich im Mukke-Machen-Buisness bin. Die Echoverleihung war übel, ohne Frage. Und ich saß gelähmt vor Grauen vorm Fernseher, wie bei diesen Trash-Horror-Streifen, die man eigentlich Scheiße findet, aber doch irgendwie wissen will, wie es ausgeht.
    Ich glaub nicht, dass Helene Fischer und Beatrice Egli der neue Zeitgeist sind. Belanglosen Schrott gab es in der Musikindustrie schon immer und belangloser Schrott verkauft sich. Wer mal aus Versehen bei DSDS reingezappt hat, weiß was ich meine. Bohlen sells shit since 1978.
    Aber das heißt doch nicht, dass es keine Alternativen gibt!
    Mach die Glotze aus und geh mal raus.
    Am besten besuch mal ein anständiges Hardcore Konzert in irgendnem Jugendclub bei Dir um die Ecke.
    Da gibts noch gute Musik ohne Profitgedanken.
    Und das sollte man supporten.

    René

    • Huck sagt

      LOL. Gute Idee. Den Part, in dem ich erkläre, dass ich durchaus meine Lebensimpressionen nicht auschließlich aus dem Fernsehgerät beziehe und dann altväterlich, wie ein Weltkriegsveteran aufführe, wie wir früher in schwülen Kellern standen und lauwarmes Bier zu der Art von Musik tranken, die heute Teil meines Tinnituses ist, habe ich aus verschiedenen Gründen vor der Veröffentlichung des Blogpostes wieder gelöscht. Und ich beziehe mich ja aber auch nur auf den, von einem alten, müden Mann wahrnehmbaren Part of the trip. Aber: die Subkultur wird rarer.

  33. Anja sagt

    Huck, ich glaube, Du hast einfach zu viel Zeit. Mach es besser, als die Leute, die Du da so nieder machst und jammer nicht. Ich hab mir Deinen ganzen negativen „Hilflos“-Beitrag bis zu Ende durchgelesen, weil er einem Freund von mir gefällt, dem es zur Zeit nicht so gut geht. Und ich muss sagen, ich habe mich wirklich über Deine Zeilen geärgert. Wenn Du die Jugend nicht verstehst, dann frag Deine Kinder. Und wenn Du keine hast, dann frag die Kinder Deiner Freunde. Aber bitte gib was positives in diese unsere Welt weiter. Einfach nur abkotzen kann jeder. Das bringt uns nicht weiter und reiht Dich ein in die Reihe derer, die Du hier kritisierst. Wir brauchen Beiträge bzw. Menschen, die sagen, wie es gehen kann und positiv motivieren. Wenn wir das nicht tun, wie soll das dann die Jugend tun? Ich meine, stark sein wäre die bessere Devise.
    Freundliche Grüße :-)

    • Huck sagt

      Ich habe sogar soviel Zeit, liebe Frau Haselmann, auf Ihren Kommentar einzugehen. Ich habe in meinem Artikel keineswegs Kinder oder junge Menschen kritisiert. Das kann man eigentlich schon herauslesen, sollte man sich die Mühe gemacht haben, den Artikel tatsächlich, bevor man ihn kommentiert, durchzulesen. Genauso wenig habe ich „einfach nur abgekotzt“. Es war nur so: Meiner Meinung nach kulminierte in der von mir angesprochenen Übertragung der Echo-Gala eine derart eindrucksvolle Plattisierung der Popkultur, dass mir das davon ausgelöste Entsetzen kurz die Sprache verschlug. Als ich meine Sprache wiedergefunden hatte (nach etwa 30 Minuten) habe ich diesen Blogpost aufgesetzt, welcher meine eigene Meinung widerspiegelt und aber Kinder, die nun wirklich für das ganze Elend am allerwenigsten können, und hier wiederhole ich mich, waren mitnichten Teil oder gar Kern meiner Kritik. Ich gehe desweiteren davon aus, das keines der Kinder aus meinem näheren Umfeld, sich für meine Meinung zu diesem merkwürdigen Thema, zu recht, auch nur ansatzweise interessieren werden. Und, ja, es gibt ärgere Probleme auf der Welt. (trauriger Smiley).

      • Anja sagt

        Du hast in Deinem Beitrag gefragt, was mit der Jugend ist und ob die nicht kotzen muss…

        • Huck sagt

          Das war ja kein Vorwurf, sondern eine Frage. Die „Jugend“ kann ja auch sagen, nein, das gefällt uns so.

  34. Hach… Wahre Worte. Es ist ja nicht mal so, dass früher alles besser war. Es war nur „vielfältiger“. Es gab die Raver, die auf 170 bpm und Dune abfeierten, die dann zu den Breakbeats zu Apollo440 und Prodigy wechselten und die Tanzfläche verließen, wenn Destiny’s Child und TLC liefen. Dann kamen die Hopper auf ihre Kosten. Heute ist das alles weichgespült. Pharell macht mit Guetta rum, die Beats werden aus der Amiga/C64-Demoszene geklaut und stammen damit komplett aus schwedischen Hinterhofstudios und am Ende ist es heute völlig egal, was läuft. Da ist eine Frau, die plötzlich „deutsch“ singt, auf einmal was besonderes.

    Ich war nie DSDS-gucker aber als da eine mit Schlager gewonnen hat, war ich fast schockiert. Dass da überhaupt jemand mit Schlager mitmacht, war für mich schon grenzwertig. Aber es ist ja so, die ganzen „Entscheidungsträger“ sind alt.

  35. Ich erinnere mich und dich ungern, aber : Matthias Reim. Jede Generation hat ihre Helene Fischer. Aber Farin Urlaub lebt, ein Typ, der Kai Lüftner heißt, macht Lieder mit Bürger Lars Dietrich und mein Kind liebt das. Kurz: Nichts ist so scheiße, wie’s im deutschen Fernsehen aussieht.

  36. till sagt

    Heyo,
    den Echo hab ich nicht gesehen, weil er mir egal ist.
    Die GEMA ist nicht schlecht, sie ernährt mich.
    Wenn mein Musikgeschmack „Mainstream“ würde, suchte ich mir eine neue Sparte.
    Gäbe es keine Konformen, bräuchte es keine Künstler mehr, aber der Konflikt ist zu inspirierend um ihn zu beenden.

    Wer Kunst will, kann sie sich besorgen, aber sie ist zu wertvoll und zu fragil, um sie Leuten vor den Kopf zu klatschen und zu sagen „Mach das, das ist geil!“
    Kreationen welcher Art auch immer verlieren Charme und Intimität, wenn der Kontext zu groß wird.
    Als Künstler ein direktes Feedback bekommen zu können hat größeren Wert als ein Preis und ein Blumenstrauß.

    Freu mich über Reaktionen und auch über Ignoranz ;)

  37. beatmick sagt

    Die Schande sitzt vor dem Fernseher. Und die Subkultur findet immer noch auf der Straße – und heutzutage eben auch im Internet – statt. Aber bestimmt nicht im TV. Und schon mal gar nicht im öffentlich-rechtlichen. Da war sie noch nie. Dein Kommentar ist somit obsofuckinglet. Und damit meiner auch. Und ich wünschte deshalb, ich hätte das Know-how dafür, dass sich, so wie bei „Kobra, übernehmen Sie“ (also die deutsch-synchronisierte Mission-Impossible-Serie) das Tonband, sich diese Seite, nachdem du sie gelesen hast in Nichts auflöst. Members of Subculture 2014 können das bestimmt, aber die interessiert natürlich weder dieses Blog noch der Echo, noch verschwenden sie ihre Zeit damit, sich für Menschen mit schlechtem Geschmack fremd zu schämen. Style kommt eben nicht über die Glotze, es sei denn, es läuft ein Film von Klaus Lemke. Der macht auch mit über 70 noch echte deutsche Subkultur. Und die wird ehrenwerterweise sogar ab und zu im ZDF gezeigt. Also so schlecht ist die Welt doch gar nicht … Übrigens: Ich hab den Echo in einem Zusammenschnitt bei „Logo“ auf KIKA gesehen – und das hat überhaupt nicht weh getan. Passte wunderbar zwischen Kriegselend in Syrien und Fremdenhass in den Niederlanden.

  38. Das hoffe ich doch sehr, lieber Huck! Stempelste mir dann so‘ n Ponypferd auf irgendwas drauf? Das würde mein Herz erfreuen.

  39. Das beruhigende ist doch: Immer wenn es ganz schlimm wurde, dann hat sich irgendwo eine neue Subkultur gebildet. Punk, Grunge, HipHop, Techno – alles irgendwo aus Arbeitslosigkeit und Frust geboren. Und nicht im Fernsehen.
    Vielleicht wird ja Wuppertal das neue Seattle.

  40. Ich hab‘ mich entschieden, nicht mehr über die Popkultur nachzudenken, was ich ändern könnte und wie ich missionarsich die Smartphone und MP3 versaute Generation überzeugen könnte, sich von der Masse zu trennen und Musik wieder zu geniessen. Es ist zwecklos. Das Übel hat begonnen als das Fraunhofer Institut MP3 erfand. Campino und die Hosen, die Ärzte und zig hundert andere kannste eh in den selben Topf werfen. Musik ist gestorben seit die Digitalisierung einzug hielt und Media Markt und Saturn „Geiz“ als Geil deklaierte. Fuck MP3, Fuck Fraunhofer Instut, Fuck Die Toten Hosen und Fuck Universal!

  41. Popkultur heißt Volkskultur, heißt Massenkultur, heißt auf gut Deutsch: Alles was ein Publikum hat, hat eine Existenzberechtigung. Es steht nirgends geschrieben, dass man deswegen alles mögen muss und dass man sich nicht über gewisse Manifestationen dieser Kulturform beschweren darf, aber letztlich kann die Güte von Popkultur nur in Popularität gemessen werden, jeder andere Parameter wäre subjektiv und würde eine genauere Prüfung nicht überstehen.

  42. Hm? Fernsehen? Was ist das gleich wieder? ;)
    Insofern bin ich sehr froh, dass ich seit bald 5 Jahren keinen Fernsehanschluß habe. Der Idioten-meets-Schwachsinn-meets-Sheeple-Level ist ohne den Passivmüll schon hoch genug.

    Und:

    „(…) ich glaube nicht, dass wir früher da gestanden haben, mit unserem schalen, abgestanden Bier und dem dusseligen Kopf, geschwängert von Schnaps und anderen qualmverursachenden Naturprodukten, und gedacht haben, das machen wir jetzt für immer und mit 47 sind wir immer noch so.“

    „wir“ haben GAR NICHT GEDACHT. Lebensreflextionen kommen immer erst 10 – 20 Jahre später. Als Beispiel: Heute weiß ich, dass es ein großer, dummer Fehler war, mich von meinen Eltern breitschlagen zu lassen, tatsächlich zu studieren („du hast doch immerhin ne FH-Reife, also mach doch was drauß ..“). Wäre ich damals nicht so jung, orientierungslos, und vor allen Dingen: UNERFAHREN gewesen, dann hätte ich stattdessen besser in dem Betrieb, in dem ich damals gejobbt hab, ne Ausbildung zum Fachinformatiker (notfalls halt auch nur Systemintegration) gemacht. Damit stünde ich heutzutage sicher viel besser da… JA.
    Das ist eine Selbstreflextion, 13 Jahre später. Hätte ich damals NIE UND NIMMER gedacht. Habe ich auch gar nicht gewußt, wie also ..

    .. insofern: Nö. Nach 20 Jahren höre ich immer noch so komisches, unangepasstes Zeug, trage auch weiterhin keine fröhlichen, bunten oder grau-gräulich-pastellfarbigen Gewänder, und gehe auch sonst nicht angepasst und konform zur Gesellschaft. Keine Zukunftsvision zum „Ändern“. Warum auch? Heute wie vor 20 Jahren sage ich: Wer ein Problem mit meinem Äußeren hat, oder meiner Person, darf gerne den Löffel abgeben, mir kreuzweiß den Buckel runterrutschen oder dahin gehen, wo der Pfeffer wächst. Mir wurscht ;)

    Die „deutsche Musikszene“ war auch vor 20 Jahren ein Trauerspiel. Wird sicher seine Gründe haben, warum ich damals angefangen hab, Metal zu hören. Und FM4, damals noch Teil von Blue Danube Radio, denn die deutsche Radiosender-Landschaft war auch damals schon – genauso wie heute – ein einziger Bombenkrater. Und findet „die Jugend von heute“ noch Alternativen? Nun, wenn sie sich durch den Information Overkill nicht schon komplett abgeschottet hat: Ja. Gibt ja genug Ausweichmöglichkeiten zur persönlichen Informationsbereicherung und Musikweiterbilung, z.B. moderiertes Webradio, Magazine und Blogs abseits des Stroms der Toten Fische, vorhin angesprochenes FM4, und natürlich der auch heutzutage nicht zu unterschätzende Faktor namens „großer Bruder“ bzw. „große Schwester“ ;)

    cu, w0lf.

  43. Pingback: Blogs im März 2014 | STADTKIND

  44. Vorab schon mal Gratulation zu dem Artikel. Sehr gelungen und vor allem voll auf dem Punkt. Du wolltest wissen warum das alles so ist und wie es dazu kommen konnte? Da muss ich dann doch etwas ausholen, die Gründe sind vielfältig.

    1.) Die Seele der Musik wurde nach und nach verkauft. Musik wird heute vermehrt digital erstellt und ist immer glatt. Sie ist sozzsagen beliebig geworden. Handgemachte Songs mit Emotionen findest du heute nur bei ein paar Bands. Alle anderen versuchen es dem Zuhörer so einfach wie möglich zu machen. Bloß den potentiellen Käufer nicht anstrengen. Ehrliche Worte in den Texten sind möglichst zu unterlassen oder optimiert glatt zu bügeln.

    2.) Wir nehmen den kreativen Musikern die Chance sich überhaupt zu entfalten. Heute geben wir lieber 5 Euro für einen Kaffee bei Starbucks aus als in ein Livekonzert einer unbekannten Band zu gehen und die damit zu unterstützen. Konzerte zu hören über eine Dauer von 2 Stunden und mehr scheint für viele heute eher anstrengend zu sein. Und wenn man es dann geschafft hat zu dem Konzert zu gehen, dann siehst du nur noch Smartphones anstelle von Händen.

    Wenn wir nicht anfangen genau diese o.g. Dinge zu ändern, dann werden die Helene Fischers usw. in Zukunft geklont werden.

  45. Johannes K sagt

    … und aus lauter Frust über die heutige Popkultur zieh ich mir jetzt eine Runde Revolverheld und Selig rein. Das war noch Mucke!

    Andererseits gibt es heute so unglaublich viele talentierte Künstler, die Musik aus vollster Seele und mit aller Leidenschaft machen, die aber niemals einem größeren Publikum bekannt werden. Schade das, eigentlich. Andererseits, wen stört’s? Das haben wir dann halt mit den Hipsters oder den Mods gemeinsam, dass die Band komisch und die Musik unbekannt sein muss, damit sie was taugt. Denn anscheind ist heutzutage die Unbekanntheit eines Künstlers ja ein direkter Gradmesser für seine Qualität.

  46. Ich stimme zu 100% zu, mit dem Unterschied zu den meisten Menschen, die sich lediglich beschweren, oder den Kopf in den Sand gesteckt haben, dass ich als Musikerin (und zwar eine die Musik über alles liebt und an wahre Musik glaubt) NIEMALS den Kopf in den Sand stecken werde und NIEMALS aufhören werde zu kämpfen meine Leidenschaft und die Leidenschaft der anderen ECHTEN da draußen auf die Bühnen dieser Welt zu bringen.

    Ich würde es mir auch niemals heraus nehmen irgendwelche so called „Musiker“ aus den Charts anzugehen. Nur ist hier die Bezeichnung Musiker eben absolut fehl am Platz. Ich fühle mich halt verarscht, wenn sich ein Mensch, der noch nie einen Song selber geschrieben hat, noch nie ein Instrument in der Hand hatte, noch nie seine Finger beim Bühnenaufbau im Mikroständer zerquetscht hat, noch nie in einem Tourbus seine Berufung verflucht hat, weil er seit 24 Stunden vor Rückenschmerzen nicht pennen konnte, noch nie gehungert hat und nicht weiß wer Roger Waters ist, als Musiker bezeichnet. Das sind keine Musiker. Das sind Angestellte der Musikindustrie, vielleicht Sänger, oder Performer.
    Wir Musiker müssen verstehen, dass das keine ernstzunehmende Konkurrenz ist, weil das nichts mit Musik zu tun hat.
    Unter dem Aspekt brauch man auch gar keine Angst zu haben, dass man es nicht schafft gegen diese Industrie anzukämpfen- man muss halt nur mal anfangen und sich trauen und rausgehen und mit einer gehörigen Portion „I DONT GIVE A DAMN FUCK IF MEDIA IS GONNA TEAR ME APART“ Attitude anfangen Konzerte zu spielen. Und wenn einer aus 10 Leuten das cool findet was man macht, sind das 10 aus 100 und 100 aus 1000 und jetzt rechne das mal hoch auf eine Tour von 15 Shows!

    Es ist doch klar, dass die Mehrheit da draußen nichts mehr fühlt, nur noch Materialismus anbetet und tiefgründigere Texte oder Riffs als „Maria, Maria I like it loud“ nicht kapieren, dennoch gibt es dich. Und alle anderen die hier fleißig mitkommentieren, und wenn ich mit Bekannten, oder auch FREMDEN über Musik spreche kommen wir jedes Mal auf das gleiche Ergebnis. Jeder ist angekotzt, von dem, was in unserem Land als Musikkultur verkauft wird. Peinlich ist aber nicht nur das, was seit Jahren in den Charts ist, peinlich ist auch, dass die Deutschen weniger Ahnung von ihrer eigenen Musikkultur haben, als Menschen von einem anderen Kontinent. Hier in Mexiko weiß jeder Teenie, der Gitarrenmusik gut findet, was Krautrock ist. Frag doch mal die Deutschen zwischen 15 und 40! Ich wette die haben als ersten Gedanken ’ne Konservendose im Kopf (Was ja jetzt metaphorisch gesehen nicht mal falsch wäre ;) Vorsicht Insider… na? Wer hats? )

    Lange Rede kurzer Sinn: Es ist für’n Arsch, es scheint sehr hoffnunglos, aber hey, vielleicht sollten wir einfach mal verstehen, dass Revolution nichts mit „Mir geht alles auf den Sack“- Posts auf Facebook zu tun hat, sondern damit Dinge wirklich anzugehen. Ich rede nicht davon den Echo zu stürmen und die süße Helene zu attackieren, ich rede von Gegenrevolution.
    Denn so abgestumpft das Publikum sein mag (und ich rede aus Erfahrung), sobald etwas echtes serviert wird, spüren wir das. Ein Kind frisst wenns sein muss jeden Tag Dosenravioli, ohne sich zu beschweren und findet das sogar lecker, weil es nichts anderes kennt. Wenn man ihm dann aber mal Hausgemachte vom Italiener vorsetzt, wie sieht sein Gesichtsausdruck dann aus, huh?

    Und es ist zwar ein verdammt beschissen harter Kampf an den Punkt zu kommen, an dem man servieren darf, aber (und da wieder aus Erfahrung) es ist möglich. Mit ein bisschen Köpfchen, viel gutem Willen und einem NETZWERK von Menschen, die alle das gleiche wollen! (Und ich wage mich zu wiederholen: MIT VIEL GUTEM WILLEN!)

    Und sich aufregen, über die Dummheit der Menschen, das bringt eh nichts , das frustriert einen nur, viel mehr hilft es sich zu überlegen wie man es schafft die Dummheit aus den Köpfen der Menschen zu vertreiben.

    Und nee, ich bin kein Mensch, der immer voller Energie alles positiv sieht, im Gegenteil. Es ist ABGEFUCKT, daran ist nichts schön zu reden, aber es ist an uns, an denen, die was anderes wollen, etwas zu tun!

    Oder nicht?

    So und um meine 1 aus 10 und 10 aus 100 Theorie nochmal anzusichern: Meine Band geht ab 10.4. auf Europatour. Nach ca. 5 Jahren beinhartem Kampf. Dran bleiben. Dran glauben. Kämpfen für das was man liebt.

    In diesem Sinne Gruß aus Mechikooo

    Linda

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