Prolog
Gestern wollte ich das Buch eines dieser Internetspinner kaufen. Zu diesem Zwecke wollte ich ihm oder ihr mit einer Zusatzbemerkung via einer sogenannten direct message auf Twitter belästigen, aber da hat mich der Autor oder die Autorin oder die Autoren oder der Hund des oder der Autoren oder der Autorin bei Twitter entfolgt, worauf man keine sogenannte direct message schreiben kann. In diesem Moment oder wenige Sekunden zuvor, vielleicht waren es auch Minuten. Da kam ich mir reichlich bescheuert vor, weil, ich wollte das Buch doch eigentlich nur aus Solidaritätsgründen erwerben, weil ich es ja prinzipiell gut finde, wenn jemand aus der Gemeinde ein Buch schreibt und/oder herausbringt, aber ich kaufe doch nicht bei Arschlöchern. Schließlich bin ich nicht umsonst eine Mimose. Ich will natürlich aus Gründen des Funs geliebt und verehrt werden. So vordergründig, nicht unbedingt hinter- oder gar tiefgründig. Da ist es mir egal. Einerseits geht es mir auf den Sack und ich möchte den Leuten Leid antun, wenn ich grundsätzlich dazu neigen würde Leuten Leid anzutun, wenn sie mich ablehnen, andererseits ist es mir egal. Ich glaube so knapp unter meiner Haut könnte ich ausrasten vor Wut, aber innen drin ist es mir wurscht. Ich bewundere Menschen oft für ihren Mut mich abzulehnen, weil ich ja eigentlich ein lässiger Hund bin. Ein dicker, lässiger Hund. Ein dicker, lässiger, bunter Hund bin ich. Eigentlich.
Karten
Weil ich ja die Gemeinde gerne sehe, bin ich extra auf die diesjährige re:publica gefahren. Zunächst wollte ich gar nicht hin. Ich sagte zur Frau: „Dieses Jahr, ich schwöre Dir, gehe da nicht hin. Mir reichts!“ Dann aber fuhr ich zum Kunden nach Duisburg und als ich so auf der Autobahn war und ein bisschen im Stau stak, da erblickte ich auf Twitter die Nachricht, dass der Kartenverkauf zu rp13 eröffnet war. Ich atmete kurz in eine Tüte, rief dann die Frau an und sprach: „Frau, bitte bitte lass alles fallen und liegen und setz Dich an ein Computergerät, logge Dich im Internet ein und kaufe uns zwei Karten zur re:publica an. Ich will da hin. Ja, ich weiss, ich wollte nicht hin, aber ich habe es mir anders überlegt und ich kann unmöglich von der Autobahn aus zwei Karten erwerben. Bitte stell keine Fragen zu meinen Geisteszustand. Ich liebe Dich!“ Dann hatten wir also zwei Karten für die re:publica im Jahre 2013, also neulich.
Das Einhorn
Dann, Wochen später, ich lag auf einer Matratze herum, da sprach mich ein Einhorn aus dem Internet an. Da es weder kotzte noch motzte, tat ich was es mir auftrug, das Einhorn.
Alles wird gut
Unsere Show „Das Heilige Abendmahl“ in Stichworten:
– Call for Papers: You’re in! (Also ich jetzt)
– Sascha Lobo Überraschungsvortrag wird parallel zum Abendmahl angesetzt
– Das Einhorn sagte ab
– Unsere für den Berlin-Aufenthalt gemietete Wohnung wurde vom Vermieter gecancelt (fragen Sie nicht)
– Der Kameramann, der alles dokumentieren sollte, erkrankte an einer kurzfristigen Krankheit (Er ist inzwischen genesen)
– Die eilig und kurz vor knapp angemietete Wohnung hatte keinen Parkplatz
– Die Frau aus Freiburg sagte ab
– Das DSL in der eilig und kurz vor knapp angemieteten Wohnung sagte ab
– Die Kamera-Akkus waren nicht auffindbar
– Mein Mikrofon war kaputt
– Ich rede zu schnell
– Der türkische Imbiss war kein türkischer Imbiss
Aber sonst war es sehr schön und wenigstens fiel keiner von uns von der Bühne.
Das Internetlogo und die lieblichen Dingsis
Eventuell hätte man sich auch erschießen können, wenn man zum sich erschießen neigt, aber zum Glück hatte ich noch vier bis acht formidable Merkwürden an meiner Seite, von denen vier Stück zusammen mit mir auf die Bühne kletterten, so dass mir niemals langweilig war. Das blutjunge Kleinerdrei-Girl Maike Hank, die Götterbotin Anja Gottschling, der liebenswürdige Sonderling Tobias Schramm und die rheinische Frohnatur Gerrit Bruce Becht brachen mit mir das Brot und verschütteten den Wein auf dem blitzweißen Tischtuch. Das war alles sehr schön. Wir erzählten den Übriggebliebenen von unseren Twitterabenteuern und die quirlige Wikipippi hielt dazu dem Publikum eines unserer raren Mikrofone unter die Nase, während Jesus Best, Inés Kaltmamsell und Ninia La Grande ganz supidupene Dinge dingsten <3.
Wir sprachen wundersame Dinge und das Publikum lachte dann und wann. Danach wankte ich wieder hinaus in die schwüle Luft dieser Nacht. Ich kann mich kaum erinnern, wie es war. Ich glaube die anderen haben schöne, kurzweilige Dinge gesprochen, was ich auch gern getan hätte, aber ich habe eine motorische Störung und rede so schnell wie Gisela Schlüter auf 45, nur undeutlicher. Also praktisch ganz und gar unverstehbar. Das tut mir leid.
Nebenan indes kämpfte auch der von mir lieb gehabt habende Sascha Lobo mit der Technik. Allerdings vor ungefähr 42.000 Zuschauern. Mir fiel ein, dass wir vor einigen Monden mal mal bei uns daheim auf der Couch saßen und der Meinung waren, dass die Menschheit dringend ein Internet-Logo bräuchte. Und so sollte Sascha Lobo für die Bekanntmachung sorgen, während ich in meiner Eigenschaft als Designfuzzi für die Gestaltung und Existenz des Lobos… des Logos sorgen wollte, sollte und es auch tat: (#). Fertig. Ein Globus, den man mit herkömmlichen Tastaturzeichen und zwei Klammern darstellen kann und der wie ein Emoticon daherkommt. Eines Tages werden Sie verstehen, was ich meine. Bis dahin weinen Sie ein wenig oder freuen Sie sich mit uns. Und dann kam der Dienstag.
Die Frau und die andere Frau
Die Frau, ich darf nicht mehr „die Frau“ sagen, aber ich sag’s trotzdem. „Meine Frau“ hört sich ja auch komisch an. Sie gehört ja nicht mir. Nicht direkt jedenfalls. Die Frau und die andere Frau erzählten der Gemeinde etwa über das Stricken. Dies Geschah mit klar verständlichen Worten und mittels einer Präsentation. Und deshalb und weil Sascha Lobo nicht nebenan über das Internet-Logo plauderte, war der Saal auch voll wie ein Seemann, 25 Minuten nach dem Betreten der Hafenkneipe. Ich war sehr stolz auf die Frau. „Meine Frau!“ sagte ich den Umherstehenden. Auf die andere Frau war ich natürlich auch stolz.
Später besuchten wir noch einen Rotwein-mit-Cola-Garten und tranken mit den „sympathischsten Menschen“ des Internets Rotwein mit Cola.
Die Gemeinde
Auf der re:publica war es aber auch schön. Ich (v)erklärte wie jedes Jahr dem Kirscheplotzer Twitter. Man durfte sich auf Holzkisten setzen und irgendwie von Feeling her, war es so ein bisschen wie in einem Bahnhof-Wartesaal im Detroit der frühen Achtziger Jahre. Und es gab Halloumi-Burger. Ich meine… Halloumi-Burger. Die Gemeinde stand Kopf. Außerdem gab es clubmateeske Getränke die nach Blumen schmeckten. Die Gemeinde stand Kopf. Dann kam der Mittwoch:
– Die Wurstsoße von Curry 36 schmeckte nach Blumen
– Die Batterie meines Kraftfahrzeugs gab den Geist auf
– Die Tankanzeige meines Kraftfahrzeugs gab den Geist auf
– Mein Kraftfahrzeug blieb auf der Zossener Straße in Kreuzberg liegen
Am Mittwoch kam der beste Vortrag der re:publica, na sagen wir der zweitbeste. Der Geek und Lebemann Matthias Bauer erklärte Bacon. Dann kam der Donnerstag.
Der Donnerstag
Am Donnerstag kam der Quitzi. Quitzi ist der entzückendste Mensch der Welt und wir teilen eine gemeinsame Liebe: Peter Kraus.
Aufwiederhähnchen 2014
Ich gehe natürlich nie wieder auf die re:publica. Das lasse ich mir nicht mehr gefallen. Nicht mit mir, mein lieber Johnny Häusler. Mit diesen ganzen Entfolgern und Trollen in einer schwülen Halle sitzen, während andere Entfolger und Trolle ohne Ticket draußen auf dem Hof auf dünnhäutigen Plastikstühlen herumlungern. Also ich meine… nächstes Jahr verlange ich Ticketkontrollen am Hoftor… was sag ich an der Stadtgrenze. Ich will mit der Gemeinde alleine sein.
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