Ich kann nicht mehr. Verfluchte Spannung. Gestern, bei der Begegnung der Deutschen gegen die Schweden, habe ich mich zwischendurch gefragt, warum ich das hier eigentlich Alles* mache. Kann ich mich nicht einfach, wie so ein Lehrer oder eine gewöhnliche Berliner Yoga-Schülerin, NICHT für fucking Fußball interessieren? Dass mir das einfach alles egal ist. Ich habe mir ausgemalt, wie das dann ist, wenn ich am Montag ins Büro fahre und Deutschland ist ausgeschieden. Wie düster und grau das dann ist. Und wie uns die Schweden voller Hohn und Spott mit Knäckebrot und Hackfleischbällchen bewerfen, vereinzelt ist sogar ein Lachen zu vernehmen. Die Wirtschaft geht die Bachgasse hinunter, ich und 85 Millionen Deutsche (außer meine Frau) werden Alkoholiker. Apokalypse!
Aber dann kam Toni Kroos „Stark! Ein Tor gemacht, eins vorbereitet!“ (Felix Kroos) und hat uns erlöst. Es war herrlich. Ich habe gekotzt vor Freude. Und ich habe aber sofort gedacht: Jetzt nicht überschnappen. Die Welt soll an unserem Wesen nicht genesen… halt Stopp! Es sei denn die Welt will es auch und wir sind voll die lieben Typen. Aber jetzt keine Allmachtsphantasien entwickeln. Es ist alles gut. Wir werden allerhöchstens Weltmeister, aber dann ist auch gut. Ich finde übrigens, jetzt wo man die ja immer öfter sieht, da könnte man mal die deutsche Fahne neu designen. Das Muster muss einfach sein, damit man es sich gut ins Gesicht schmieren kann. Belize, Grenada oder Sri Lanka fallen da natürlich aus dem Rahmen. Von den Farben gefällt mir Brunei ganz gut, wobei diese beiden abgehackten Arme rechts und links dieses geköpften Vogels… ich weiß ja nicht. Das ist viel zu kompliziert und auch ein bisschen unappetitlich, wenn man sich mal schnell eine Fahne für den nationalen Überschwang* zusammenkritzeln muss. Also an Katar oder Lettland könnte man sich orientieren oder am Libanon mit so einer schmucken Zeder in der Mitte. Farblich finde ich Laos, Nordkorea, Island, Norwegen oder Thailand sehr schön, einfach, schlicht und ergreifend. Sie sehen schon auf was ich hinaus will.
ABER DAS NUR AM RANDE
ENGLAND vs. PANAMA
Die Engländer sind eine Mannschaft und diese Mannschaft spaltet sich nur, wenn es um „Love Island“ geht. Da spielt zum Beispiel Jamie Richard Vardy von Leicester City lieber alleine Billard. Aber der wurde ja im ersten Spiel gegen Tunesien nicht aufgestellt. Vielleicht deswegen. Love Island ist eine britische Dating Show. Ich weiß manchmal nicht, was los ist mit der englischen Gesellschaft seit dem Brexit-Votum. Darüber hinaus scheint aber alles eitel Sonnenschein zu sein bei den Engländern. Sie frühstücken morgens gemeinsam Blutwurst und gebackene Bohnen und gehen abends gemeinsam ins Bett. Huh huh huh huh huh, echt?!? Süß!
Aber genau diese stahlharten Männer werden heute den Softies aus Panama ihre Grenzen aufzeigen. Die Panamaer haben sich ja schon jenseits der Donnerkuppel gewähnt. Die haben ja gedacht, sie seien jetzt schon durch. Noch 7-8 Phantomtore und der Weltmeisterpokal fährt nach Panama City. Aber da haben Sie die Rechnung ohne den Kane gemacht. Der schenkt den Panameniern, die den Kanal mal wieder nicht voll bekommen können, nämlich flugs mal 4 Tore ein und die Bude ist gestrichen. Da fällt das 5. Tor der knallharten Männer aus England, von Jesse Ellis Lingard, gar nicht mehr auf. Die Engländer liegen sich in den Armen, schauen „Love Island“ und Jamie Vardy spielt wieder alleine Billard. Hach! Alles ist so einfach und gleichsam so schön.
JAPAN vs. SENEGAL
Salif Sané, der verrückterweise nicht verwandt ist mit Souleymane Sané, fährt auch schonmal ohne Genehmigung in den Sommerurlaub. Aber was soll man auch machen, wenn man in Hannover arbeitet und (verrückterweise) noch nicht mal verwandt ist mit Souleymane Sané? Er, der ab der kommenden Saison bei der Lieblingsmannschaft des PR-Mannes des Lehmbruck Museums in Duisburg spielt, also des Lehmbruck Museums in Duisburg, die Lieblingsmannschaft des PR-Mannes des Lehmbruck Museums in Duisburg ist Schalke 04, schießt also ein Tor. Das ist schon auch sehr kurios. Aber auch nachvollziehbar (im Gegensatz zu meinen Schachtelsätzen). Jedenfalls steht diesmal Salif Sané da hinten in der Viererkette seinen Mann und fährt nicht in den Sommerurlaub und so können auch die Herren M’Baye Babacar Niang, Mame Biram Diouf, der auch schonmal in Hannover gearbeitet hat und natürlich, natürlich Sadio Mané den leider diesmal zwar ungemein tapferen, aber auch komplett überforderten Japanern insgesamt 4 Dinger hinten rein ballern. Mir tut es jetzt natürlich persönlich um Shinji Kagawa vom BVB und Makoto Hasebe (SGE) leid, aber auf Einzelschicksale kann man ja hier keine Rücksicht mehr nehmen.
POLEN vs. KOLUMBIEN
Habe ich schonmal erwähnt, wie unangehm ich Robert Lewandowski finde? Schlimm. Deswegen darf es nicht sein, dass heute Polen gewinnt und da bleibt ja faktisch nur noch, dass Kolumbien gewinnt. David Ospina Ramírez der sich beim FC Arsenal mit Petr Čech und demnächst mit Jay „Bernd“ Leno um die eine Stelle des Torwartes rumärgern muss, hält heute seine Kiste so rein, als stünde da Johanna König in ihrer Paraderolle als Klementine vor dem Netz. Zum Beispiel der Davinson Sánchez Mina, der hat ja schon in Medellín bei Atlético Nacional unter Juan Carlos Osorio Arbeláez (Trainer) gearbeitet. Und Juan Carlos Osorio Arbeláez (Trainer) hat schon überall gearbeitet, außer in Wolfsburg. So sind beide einiges gewohnt. Und weil auch Davinson Sánchez noch nie in Wolfsburg gespielt, geschweige je vom VfL Wolfsburg gehört hat, sind sich beide einig, sie sind Freunde fürs Leben. Von solcherlei Glück beseelt schiebt Davinson Sánchez dem auch sehr sympathischen und gleichsam hübschen James David Rodríguez Rubio die Kugel auf die Frisur und der hat nichts besseres zu tun, als das 1:0 in der 14. Minute zu markieren. Das gleiche Szenario vollführen die Beiden gleich nochmal, weil’s so schön war und so steht es in der 34. Minute 2:0. Und damit schlappen die Recken in die Kabine. In der 72. Minute kommt dann die große Stunde des Radamel Falcao García Zárate. Er rettet ein, sich aufs Spielfeld verlaufenhabendes, Hündchen, welches „Hündchen“ heißt und trägt es an den Spielfeldrand, wo er ihm einen Klaps auf den Allerwertesten verpasst, um dem Hündchen „Hündchen“ zu signalisieren, dass es sich nun hier, etwas außerhalb des Spielgetümmels, das Spiel ansehen kann. Hündchen „Hündchen“ weiß gar nicht wie ihm geschieht, ist aber zum ersten Mal in seinem Leben richtig glücklich, denn in der 79. Minute schießt Falcao das 3:0 für Kolumbien. Und es soll noch besser kommen (Achtung, halten Sie sich Taschentücher bereit): Falcao nimmt das Hündchen anschließend, also nach dem Achtelfinale, wo Kolumbien gegen Belgien (2:0 für Belgien) ausscheidet, also da nimmt Falcao das Hündchen mit nach Monaco, wo sie ein schmuckes Häuschen mit großem Garten, etwas außerhalb von Monaco in der Chemin des Starra, bewohnen und wo Hündchen mit den entzückenden Adoptivkindern von Falcao und seiner Haushälterin und Zofe Esmeralda Maria Inga Schmidt-Pompusa, die er aus seine Heimatort Santa Marta kennt und kurzerhand mitgenommen hat, damit auch sie ein gutes Leben führen kann, denn er hat ein gutes Herz, der Falcao. Da sich aber Falcao und Esmeralda seit Jahren über ihre Gefühle uneins sein, dürfen wir (und natürlich die englische Nationalmannschaft (außer Jamie Vardy)) gespannt sein, wie es weitergeht mit Falcao, Esmeralda Maria Inga Schmidt-Pompusa, den bezaubernden Adoptivkindern und natürlich dem Hündchen „Hündchen“.
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