Ich hab mal nachgerechnet. Wenn England gegen Costa Rica mit 251:0 gewänne und gleichzeitig rückwirkend Uruguay die beiden Tore vom 19. Juni abgezogen bekämen, dann wäre England eine Runde weiter und würde demnach auch Weltmeister, wie ich und meine Prognose es schon seit dem 2. Februar 1975 vorausgesagt haben. Wollen wir also mal hoffen, dass ein bisschen Gerechtigkeit ins kalte Fußballbusiness einkehrt.
Also es ist ja immer ein bisschen gemein, ständig auf den Italienern rumzuhacken. Vor allen Dingen, wo ich mir eine gemeinsame Zukunft mit meiner lieben Frau in der Emilia-Romagna vorstellen könnte und ich auch weiterhin gerne ein Fahrzeug aus Italien fahren möchte, wenn man mich lässt. Ich finde italienische Lebensmittel 1A und italienische Schlager, nun ja. Dafür aber italienisches Design und italienische Architektur und italienische Motorroller aus den 60er Jahren finde ich auch allesamt knork-o-mat. Wussten Sie, dass Helmut Kohl als Halbstarker mal eine Lambretta gefahren hat, der alte Mod?! Das lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Da möchte man seine alte Kutte im Garten verbrennen. Wenn das Jimmy Cooper, die alte Schlaufkrause wüsste. Es hätte seinen Bock gleich zu Anfang des Filmes von der Klippe geschmissen. Sagt man eigentlich zum Motorroller auch Bock oder bleibt das den Rockersleut‘ vorbehalten, ihre Maschinen so zu nennen?
So. Auf jeden Fall möchte ich, ja ich sehne mich, einbenommen des Bewusstseins, dass ich sehr liebe italienische und quasi gar keine uruguayanischen Freunde besitze (Besitz!!!), dass Italien verliert und zwar aus Rache, für alles was sie mir ganz persönlich angetan haben, die Italiener. Das mit 2006 hätte echt nicht sein müssen. Da hätte man auch mal ein Auge zudrücken können. Ich war so im Freudentaumel. All die bunten Menschen auf der Straße, das schöne Wetter und wie Schäuble es hingekriegt hat, dass man fast keine Panzer auf der Straße gesehen hat, da hätte man Weltmeister werden müssen. Das hat man sich verdient. Aber der Italiener musste sich ja wieder vordrängeln. Aber dann denke ich, was soll ich denn mit Uruguay in der nächsten Runde? Ich weiß gar nicht wo das liegt, ich war doch nie dort und wenn mich nicht alles täuscht, fahre ich da auch nie hin. Ich meine, ich gönne den Uruguayern ja alles Glück der Welt, aber ich fahre doch nicht wochenlang mit einem Schiff über den unsicheren Atlantik um schließlich im Hafen einer Stadt namens Montevideo zu landen. Video… das ist doch auch eher so Achtziger. Also ich bin für Italien. Was haben die Römer nicht alles für uns getan?! Sie haben uns den Wein gebracht und wir haben ihn in Tetra Paks gefüllt. Sie haben uns den Wein gebracht und ich habe Cola drauf gegossen. Sie haben uns gefüllte Schweinefüße gebracht. Ossobuco, Saltimbocca, Mortadella, Lardo (HEULKRAMPF), Fiore, Pecorino, Stracciatella di bufala, Kinder Schokolade, Pizza Sofia Loren. Großartig. Und die italienische Parmaindustrie hat schließlich den Schinken erfunden. Ja, dafür muss man die doch lieben. Ich bin für Italien. Plötzlich und unerwartet. Und weil ich es so liebe und weil ja doch der Balotelli und der Pirlo da sind und weil, ach scheißen wir doch auf die Sache mit 2006 und 2012 und 1982 und 1970. Italien gewinnt nach 0:3 Rückstand noch 5:3 durch Tore von Balotelli (1:3, 2:3), Pirlo (Elfmeter), Ciro Immobile (4:3, 5:3) und Diego Forlán sieht aus wie ein vier Tage alter Luftballon. Das mit dem vier Tage alten Luftballon habe ich dem @freval geklaut. Geben Sie bitte den einen Silberlöffel, den Sie 1979 Ihrer Großmutter geklaut haben, bei der Pfandleihe ab und setzen Sie alles auf Sieg.
(Und damit Sie auch mal was aus meinem Leben erfahren, hier ein Bericht von Frederic Valin, bei dem ich nie weiß wo die Striche über dem e hingehören, deshalb lasse ich sie einfach weg, über den Bolzplatz, auf dem ich mir mehrere Schürfwunden am Leib zugezogen habe und wo ich am 16. Mai 1992 italienischen Wein trank um das Spiel des 34. Spieltages, Hansa Rostock gegen Eintracht Frankfurt, zu vergessen. Der weinende Ralf Weber hat damals viel kaputt gemacht in mir.)
70 hin, Sofia her. Die Wunde des 16. Mai heilt nie.