Joghurt mit Zupfkuchengeschmack. So hat sich die Menschheit also die aktuelle Gegenwart vorgestellt. Gratuliere! Also, ich find’s gut. So. Und da wäre der Tag auch schon wieder auserzählt.
Es passiert einfach nichts. Auch ein Besuch beim Zahnarzt ist nichts Aufregendes. Aber insgesamt ist diese Entwicklung ja wundervoll. Sie mutet so erwachsen an. So, als hätte man was geschafft. Dass ich das mal sagen könnte, das hätte ich mir nie vorstellen können. Als mir am Morgen des 7. Juli 1976 klar wurde, dass man, wenn man alles Jugend- und Postjugendgedöns hinter sich gebracht hat, LEBENSLANG arbeiten muss, da habe ich mich gesehen, wie ich knietief im Morast stecke und Lumpen sortiere oder ich wäre Doornkaat-Konsument an Öhrleins Trinkhalle in Wiesbaden-Dotzheim. So was halt. Was man sich so vorstellt. Irgendwann hatte ich den Schlüssel eines Ateliers in der Wiesbadener Freien Kunstschule und saß nachts vor meinen Leinwänden, mit 10 Flaschen Äppler und einer oder zwei Packungen Reval ohne und überlegte mir, wie das hier ausgehen könnte. Ich kam zu keinem Entschluss, der nicht was mit „brotlose Kunst“ zu tun hatte. Dann war der Plan: Künstler und Taxifahrer sein. So könnte es klappen. Man könnte den ganzen Tag im Auto sitzen und Zigaretten rauchen und Henry Miller lesen, dazu 2-Zimmer-Wohnung im Wiesbadener Westend. Ich meldete mich also zum Taxischein an, verlor allerdings am Vorabend der Taxischeinprüfung meinen Führerschein aufgrund einer gehirnentleerten Fahrt meines Volvo 345 DLS mit mir darinnen und 7 Liter Apfelwein wiederum in mir darinnen.
Am nächsten Tag dachte ich: „Wo habe ich eigentlich geparkt?“.
Und dann dachte ich „Ach du Scheiße!“.
Und dann dachte ich: Plan B.
Zwei Jahre später stand ich als ausgebildeter Datenverarbeitungs-Kaufmann (Muahaha) mit einer Flasche Wiesbadener Neroberg-Wein vor dem Einwohnermeldeamt in Berlin-Kreuzberg, hatte genau noch 6,50 DM in der Tasche und kannte in ganz Berlin keine Sau. Aber ich wohnte in Berlin, der Stadt, in der man mit Würde arm sein konnte. Zuhause, in meiner Wohnung auf dem Kottbusser Damm hatte ich noch einen 20 Kilo-Sack Basmati-Reis, einen Sack Currypulver und 24 Paletten Red Bull. Manchmal habe ich mich gefragt, wie es wohl aussehen würde, wenn ich mal kurz über die Zukunft nachdenken würde. Ob das dann rosig sein würde, was ich da sehe. Ob ich dann mal an einem völlig überteuerten Endgerät sitzen und die Situation hier aufschreiben würde? Und, dass ich denken würde, aber das Gerät ist doch von Apple, das muss einfach überteuert sein. So will es das Gesetz. Ja, so ist das. Aber: Man muss jeden Tag dankbar sein. Dafür, dass die Frau gesund ist, dass man noch lebt, dass beide Beine dran sind, dass die Sonne scheint und dass man eine Vase und einen Vorhang mit dem Konterfei von Frida Kahlo besitzt, etc. Und, dass ich denken kann, dass Besitz irgendwie auch doof ist. Da muss man erstmal hinkommen, so denken zu können. Das ist Luxus.
Und nun zu etwas ganz anderem.
Manchmal liest ja jemand das hier. Und dann fragt der/die/das mich nach … HAHAHAAHAHA … Sinn! Das muss man sich mal vorstellen. Früher wollten sich Leute auch immer über das unterhalten, was auf meinen Bildern zu sehen war und was es zu bedeuten habe. Ok, ich will es mal versuchen. Also ein Aal. Der ist hier zu sehen, weil mir eben aus unerfindlichen Gründen der Name eines Marktschreiers vom Hamburger Fischmarkt einfiel. Aal-Jürgen. Und Aale sind natürlich verachtenswerte Geschöpfe, wie zum Beispiel Schlangen. Schlangen. das sind die Wesen, die hier eventuell um unser Haus rumlungern und uns anschauen, wenn wir beispielsweise im Pfauenhäuschen sitzen und die sich dann überlegen, wir seien Pfäue, die sie mit einem Haps verschlingen werden. Ekelhaft. Aber das ist ja auch alles egal. Diese ganzen Geschichten. Hier ist also nun ein Aal zu sehen. Und wenn mich nicht alles täuscht, muss der auch gleich in meiner Instagram-Story auftauchen, damit es aussieht als mache es Sinn. Dass man irgendwie denkt, hinter dem was ich tue, steckt ein Plan. Ja, das stimmt auch. Aber diesen Plan, den gilt es herauszufinden. Es winken Preise im Wert von bis zu 20 Pfennig. Schreibt’s in die Kommis!
Ich liebe Sie ja auch.