Morgen, also übermorgen, naja sagen wir in ein paar Wochen, dann wissen wir wer der neue oder alte Präsident der USA sein wird. Ich habe Angst. Aber ich frage mich, wovor eigentlich? Da alles scheiße ist, müsste man mehr machen, mehr sagen. Jetzt wo die Kultur wieder eingedampft wird, müsste man was anderes machen. Zuhause sitzen und zu skypen geht ja noch. Also mehr Podcast. Mehr labern. Mehr Meinung raushauen. Mehr Halbwissen, mehr halbgare Witze, noch mehr Leere raushauen. Podcast machen und keine sozialen Medien nutzen, ist schwer. Man erreicht die Zielgruppe nicht. Aber ich bin es so satt. Diese Medien sind schlimm und sie haben mir das Gehirn (und die auch die Seele) ausgesaugt. Und ich soll doch da doch mehr so real sein. Nicht immer nur geschönte Bilder posten. Sondern auch mal zeigen, dass nicht alles aus Gold ist. Aber ich will doch nicht. Ich male schöne Bilder oder seltsame Bilder oder irgendwas, aber doch nicht etwas, was andere Leute sagen, dass ich das so machen müsste. Ach, was weiß denn ich. Social Media my ass.
Und dann also sitzen wir wieder zuhause. Wie schon seit 232 Tagen. Also am Dienstag, den 03. November 2020 ist der 232. Tag, seit wir uns ins Home Office verzogen haben und alle Maßnahmen hier auch privat ergriffen haben und uns einfach die Regeln gehalten haben. Ich hatte exakt 7 Treffen mit anderen Menschen, als der lieben Frau (die auch gestreng sein kann), in dieser Zeit und alle diese Treffen fanden im Garten vor dem Pfauenhäuschen statt. Und soll ich mal hier eine non mention absondern? Nicht alle diese Treffen waren so, wie man sich die Essenz aus menschlichen Kontakten vorstellt. Also wenn man nur 7 Elemente, Paare, Grüppchen trifft, 7 in einem Jahr, ein Wahnsinn, das ist ja wahrlich ein Eremitenleben, dann müssen diese 7 Treffen aber auch allesamt sensationell sein und man muss sich denken, dass war jetzt wirklich der Superknüller, gut dass man die jetzt getroffen hat. Und das war’s ja auch fast immer. Einmal allerdings, das saßen wir dann da und, ich glaube, jeder merkte, das ist es jetzt nicht. Ein Feuerwerk an Missverständnissen und Fehlurteilen, gepaart mit so tun, als sei alles, ja wirklich alles cool und ohnehin nicht so wichtig und überdies überbewertet. Das Wort „überbewertet“ fiel sehr oft. Vieles war überbewertet. Eigentlich alles. Schade, dachte ich, als ich noch Alkohol trank, war vieles leichter. Da bin ich dann heim, zur lieben Frau, die auch gestreng sein kann, was sie aber eher selten ist und ich das deshalb nicht so oft hier aufführen sollte, da sonst der Eindruck entsteht, sie sei sehr oft streng … zu also dieser Frau bin ich dann heim und habe gesagt, dass das jetzt aber auch sehr seltsam war. Das Treffen. Also nicht viel seltsamer als viele andere Treffen mit Menschen, aber weil es ja dies Jahr (Corona) so wenige Treffen waren, da fiel das so unangenehm auf. Also es war jetzt auch nicht richtig unangenehm, es war halt nur nicht angenehm. Ich hab seitdem auch nichts mehr gehört von den Teilnehmer*innen des Treffens. Ich glaube wir treffen uns nicht mehr. Vielleicht mal in 25 Jahren. Dann hätten wir alle lange Bärte gingen am Stock. HAHAHAHAHA! Mach ich ja jetzt schon. Naja. Jetzt werde ich mich vermutlich dieses Jahr nicht mehr mit Menschen treffen. Mich zieht’s ja auch nur bedingt zu Menschen, aber andererseits möchte man ja kein Waldschrat werden oder so ein Verrückter, der mit seiner verrückten Frau (die auch gestreng sein kann (BATSCH!!!)) sozial verwahrlost und sich nur noch mit Gummiponys, Plüschhündchen, Wollknäuel und seinen zahlreichen Devices unterhält. Oder mit der Rotweinmousse. Mein iPad hat mir neulich ein Comic von Édika vorgetragen. Leider merkte ich da erst, dass es auf französisch war. Da war ich beleidigt und hielt Siri dazu an, dass es mir „Holzfällen“ von Thomas Bernhard vorlesen möge, damit ich den Frust über mein mangelnden französisches Sprachvermögen vergesse. Manchmal rede ich auch mit meinem Plattenspieler. Eigentlich ja nur mit dem Antriebsriemen, weil der immer hinabfällt. Er ist weiß. Ich hätte gerne einen schwarzen Riemen.
Ja, auch mit meinem Teekrug habe ich schon ausschweifende Gespräche über die Gesellschaft geführt. Neulich habe ich ihm erzählt, dass ich selbst davon überrascht wäre, dass ich plötzlich von einem auf den anderen Tag keinen Kamillentee mehr trinken wollte und nun total hot auf Pfefferminztee sei. Da hat der Teekrug gesagt, dass er das nicht so eng sähe und Abwechslung ja nun nichts Schlechtes sein. Immerhin habe er jetzt seit März ausschließlich Kamillentee in sich aufbewahrt, denn den Grünen Tee habe ich ja immer gleich in meine Mitnehmflasche gefüllt. Da habe er, der Krug. sich manchmal gefragt, ob er es wohl noch erlebe, dass ich einen anderen Tee in ihm aufbewahre, bevor er dereinst zerbricht. Da habe ich mit einer leicht jodelnden, aber betont lässigen Stimme geantwortet, dass er sich viel zu viel Gedanken mache und dann haben wir beide gelacht. Und nun koche ich mir Pfefferminztee und dann mal hören, was der Bottarga, den ich mir unbedingt noch hobeln muss, so zu erzählen hat.
Gute Nacht!