Däutschfffflannnttt

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huck notes

Zunächst einmal ist es mir inzwischen egal, wer Weltmeister wird. Ein paar Einschränkungen habe ich dennoch. Bis gestern hätte Holland den Titel ausnahmsweise auch mal verdient, aber nun habe ich die Sorge, dass Arjen Robben zusammenbricht, wenn man ihm den Pokal in die Hand drückt. Dieses Drama dann. Ach nöööh… lass mal. Gestern haben ich im Fernsehen gesehen, wie Hans-Joachim Rauschenbach auf verächtliche Weise algerische Journalisten ausgelacht hatte, weil sie die Verwegenheit besaßen, auf einen Sieg Algeriens im Spiel Algerien vs. Deutschland im Rahmen der WM 1982 zu tippen. Er drehte sich lachend weg und winkte ab. Huh huh huh, wie dämlich. Der Algerier hat ja wirklich zu lange in der Wüstensonne gestanden, schien er uns sagen zu wollen. Das Spiel ging 2:1 für Algerien aus. Man kann jedoch sagen, dass Deutschland noch nie gegen Algerien verloren hat, außer 1982 und 1964. Es hat allerdings auch nur 1964 und 1982 gegen Algerien gespielt. Irgendwas ist ja immer.

Wissen Sie, ich habe im Prinzip gar keine Zeit. Ich habe Deadline, Stress, Action und krassen Shit am Laufen. Manchmal habe ich einen romantischen Rückblick auf eine Zeit, als ich Fernsehen auf einem Schwarzweiß-Bildschirm mit 10cm Bilddiagonale, der in einen Ghettoblaster eingebaut war, schauen musste. Unter Hinzunahme bestimmter Hilfsmittel aus dem Lebensmittelbereich, war das Bild sogar ein bisschen farbig. Heute schaue ich mir die Begegnungen in HD auf einem Buntfernseher an, habe aber keine Zeit mich zu freuen. Ich muss arbeiten. Wenn also Deutschland rausflöge, müsste ich nicht mit meinen nervigen, nichtsnützigen sogen. Freunden am Freitag da sitzen und mir die Viertelfinalbegegnung gegen Dings ankukken. Dann könnte ich auch da arbeiten. Ich arbeite so gerne. Gestern hatte ich mal Urlaub von 12:45 bis 16:00 Uhr. Das war toll. Ich saß einfach nur so da. Dann fielen mir die Augen zu und ich schlief ein. Ich träumte von einem Fußballspiel von elf uralten Männern mit Brisk im Haar und Dreitagebärten im Gesicht, die gegen elf schwitzende Knaben aus dem Paradies antraten. Sie spielten auf einem Fußballfeld aus Karamelpudding und alles war, wie es in Träumen üblich ist, wie in Zeitlupe. Ich weiss nicht, ob ich schon mal erzählt habe, dass ich früher™ gedacht habe, es hieße „Zeitklupe“. Was ich mir wohl dabei gedacht habe? Als ich erwachte, hatten doch tatsächlich die Männer aus dem Paradies gewonnen. Ausgerechnet der Ex-Eintracht-Frankfurt-Fußballspieler Theofanis Gekas verschoss den entscheidenden Elfmeter. Ich musste an meinen alten Kumpel Georgios G. denken und wie er sicher weinend vor dem Fernseher zusammebrach und seine Familie und seine Freunde ihm weinend in den Armen lagen und bittere, salzige Tränen ergossen sich über das längst am Boden liegende Fasolakia. Traurig. Und da wird mir schlagartig klar, dass es mir doch lieber wäre, wenn die deutschen Knaben heute gewinnen würden. Eine Kundin sagte mir auch, warum das besser sei: „Die sehen besser aus.“ Das ist natürlich ein unschlagbares Argument. Bei Gelegenheit wende ich es mal bei einer Frauenfußball-WM an. Heute jedoch, ja heute, geht die Begegnung der schönen Männer aus dem Okzident gegen die Männer mit den inneren Werten aus Nordafrika 5:0 aus. Ich habe mir das diesmal gut überlegt. Und zwar taucht der stets wie-auf-180-seiend aussehende Islam Slimani gefährlich vor dem deutschen Tor auf, aber da zippelt Neuer die eine oder andere Torchance wie ein wahrer Glanzparadeur aus den oberen und unteren Ecken, was zum Erwachen der deutschen Mannschaft führt. Daraufhin schießt Thomas Müller in der 23. Minute das 1:0, in der 27. Minute das 2:0 und in der 44. Minute schnell noch das 3:0, bevor es in die Kabine zu einer Runde Wassereis geht. Trotz des Fehlens des schönen Mats Hummels macht die Abwehr dann hinten zu und als alle schon dachten, das war’s und das war ja auch schon ganz schön, da schlenzt zunächst der kurz zuvor eingewechselte Miroslav Klose in der 85. Minute das Kunstleder in Eckige. Und dann, als alle schon mit dem Kopf auf der Heimreise ins Hotel sind, da glaubt nochmal Shkodran Mustafi „er wär’s“ und kickt ein zum 5:0 in der 92. Minute.

Darauf können Sie wetten. Vergessen Sie aber nicht Ihren gesamten Monatslohn zu setzen, hinterher ärgern Sie sich wieder und dann heißt es wieder, warum hat der denn nichts gesagt?!

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