Schreib etwas, schreib etwas! Ich müsste mich für Oasis interessieren, sage ich zu mir. Wenn ich das Gesamtwerk von Oasis nur zu schätzen wüsste, vielleicht brächte das was? Selbstzweifel. Größenwahn. Mettigel. Habe ich alles richtig gemacht? Alles richtig gemacht? Habe ich alles richtig gemacht? Ich muss doch alles richtig machen. Selbstkritik. Selbstzerfleischung. Fleischwolf. John Lennon. I am the walrus. Grinsekuch. Tante Betty. Jackson Pollock. Odaliske statt dem Bild des Aluhuttägers.
Alles, was ich schreibe ist rot unterpunktet. Was war heute morgen? Ich kann mich nicht erinnern. Doch, ich kann mich erinnern: Ich bin um 8 Uhr aufgestanden und habe die Küche aufgeräumt und dann grüne Soße gemacht. Und dann Tomatensalat. Nein, das war gestern. Und dann die Spülmaschine angemacht. Ach, das war ja gestern. Geruch von Joghurt. Geruch von Ei auf der Hose. Geruch von Seife mit Vanillegeschmack. 30 Sekunden. Geruch von grünem Tee. Geruch von Kratomtee. Quietschvergnügt. Lauschen. Hoffen. Gleich wissen, wie der Tag wird. Am Abend um 23:59 Uhr vorsichtig den Tag loben. Sich denken, was hätte Martin Luther jetzt gemacht? Was hätte Johann Sebastian Bach gemacht. Getan. Geschrieben. Gesungen. Auf dem Klavier herumgehämmert. Denken an die 100.000.000 Misérables in diesem Land. Artikel? Weiß ich nicht. Ich wünschte ich würde mich für Artikel interessieren. Und denken, wie wenig hinten rauskommt, so allgemein. Wie toll eigentlich alles ist. Ich meine das ‚toll‘ in Tollhaus. Und denken, dass die Frau gesund bleiben soll. Und denken, dass der Tag jetzt schon zu Ende geht. Und sich vornehmen, morgen Bananenbrot ganz verwegen mit Nudelmehl und mehr Apfelmus zu backen. Und statt Bananen Pfirsische und statt Walnüsse gesalzene Erdnüsse und dann kukken, was passiert. Und sich denken, wie komisch der Satz wäre, den ich eben gedacht habe, bevor ich stattdessen den hier schreibe. Sich fragen, ob das mit den Kommas noch irgendeine Bewandtnis hat (Hallo Ficki!). Sich das alles dauernd fragen, weil saturiert. Ich wünschte. ich würde mich für Interpunktion. interessieren. Corona. Wie habe ich mir 2020 am 31. Dezember 2019 vorgestellt? Welcher von den 100.000.000 Gedanken hat was mit dem hier zu tun? Mit tropfenden Uhren. Alles schmilzt. Alles brennt. Alles friert. Sich ausmalen, wie die Leute drauf sein werden, wenn wir hier wieder 40°C haben werden. Ich muss zwischenspeichern.
Jetzt schauen wir „The English Game“ auf Netflix. Ich bin ganz unruhig, wenn die das mit den Clubs im F.A.-Cup falsch darstellen. Dauernd muss ich in Wikipedia nachschauen, ob auch alles richtig läuft. Dass es alle Vereine, die dort skizziert werden in der „Wirklichkeit“ auch existieren. Nicht wie bei Manni „dem Libero“ Bessauer. Was soll denn Blau-Gelb für ein Verein sein? Schalke 09? Oder Blau-Gelb Wiesbaden? Oder Blau-Gelb Frankfurt? Oder die SGE (#nurdiesge) in den Zeiten von Tetra Pak. Ich sehe Jay Jay Okocha im blau-gelben Eintracht-Trikot. Aber auch Mirco Dickhaut. Weiß nicht, was ich denken soll.
Dann will ich an Magnolien denken. Wenn ich vorne aus dem Fenster blicke, sehe ich Magnolien und hinten stehen auch welche. Wenn man sie berührt, fallen die Blüten hinab. Man muss sich nichts vormachen. Überlege, wie ich von den Magnolien zur Akkulaufzeit des Macbooks komme. Wie mache ich das? Wie könnte das gehen? Man muss sich was ausdenken. Also: Wir gehen raus, rund um das Gelände, winken rüber zur Gräfin, die Sonne spiegelt sich in den Fenstern, gleißend, hell. Der blaue wolkenlose Himmel. Mein relativ riesiger Hintern quält sich auf dem relativ kleinen Sitz des Elektrodings. Man müsste mal anhalten, man müsste sich mal gerade hinstellen. Man müsste dies und man müsste jenes, sage ich zur Frau, die nickt und mich mit einem einem relativ albernen und daher relativ geheimen Spitznamen bedenkt. Ich halte kurz an und dann stehe ich da und dann schaue ich den Berg hinab ins Tal, in den Rheingau. Und ich denke so bei mir, dass ich das alles mal aufschreiben muss, alles was hier so passiert in den Zeiten von Corona™. Auch wenn gar nichts passiert, so passiert doch, dass wir noch gesund sind, auch die Vermieterin und auch der Hase und auch das Bananenbrot. Aber davon muss man, also ich, erzählen. Jeden Tag sich einen abringen. Jeden Tag überlegen, dass das hier auch ganz schön super ist und vier Ostertage ganz schön knorke sind, wenn man die mit so einer überaus knorken Frau verbringen darf. Dass darf man nicht vergessen. Die Frau ruft mich mittels eines weiteren, relativ albernen, sehr geheimen Spitznamen. Ich positioniere meinen relativ großen Hintern auf dem relativ kleinen Sitz des Elektrodings und fahre in Richtung der Rufe jener Frau, mit der ich so gerne zusammenlebe.
(HEULRAMPF)
Aber bevor ich nun für heute das Macbook mit der okayenen Akkulaufzeit in die Ecke schmeiße, hier noch etwas, was mich zutiefst be- und gerührt hat, denn die zauberhafte Steffi Fiebrig aka @rudelbildung hat heute diesen dicken, obenstehenden Bären mit Hase gewirkt und auf Instagram gepostet … (HEULKRAMPF) … Geht nun raus und kauft alle was von @rudelbildung und wenn Sie sie irgendwo sehen, dann drücken … ach nee geht ja nicht … dann rufen Sie ganz laut Ihren Namen und huldigen Sie sie, wie Sie noch nie jemanden gehuldigt haben, außer vielleicht Ihren Mann oder Ihre Frau oder Ihr Kind. Es loht sich in jedem Fall. Vielen Dank und bleiben Sie gesund!
Ich liebe Sie!
12.04.2020 / 22:02 Uhr