Mal was machen – Tag 028

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huck flash

Ich erhalte oft Lebenstipps selbsternannter, jedoch nicht offiziell agierender Life Coaches. Angefangen von dem Hinweis, ich bräuchte „dringend Hilfe“ bis zu „Du musst mal was machen!“ ist alles dabei. Ich brauch ja auch oft dringend Hilfe. Zum Beispiel von Leuten, die meine Steuerunterlagen fachgerecht einzuordnen und an die richtige Amtsstelle in der entsprechenden Finanzbehörde weiterzuleiten wissen. Auch einen Kasten Brause kann ich nur unter Aufbietung von Slapstick über den Hof bewegen. Aber es würde gehen.

Was ich allerdings unbedingt mal machen muss ist: Mal was machen. Mit „mal was machen“ meinen die Hinweisgeber allesamt (das habe ich herausgefunden): Abnehmen unter der Verwendung von sportlicher Betätigung. Dieser nachzugehen, finde ich prinzipiell zwar ganz interessant, ich möchte mich daher an dieser Stelle mal bei allen bedanken, die mir diese Hinweis gegeben haben und möchte Ihnen dennoch sogleich einen nassen Waschlappen ins Gesicht werfen. Stecken Sie erstmal in mir drin. Ja, bei dem Gedanken läuft Ihnen ein wohliger Schauer den Rücken runter. Und mir erst. Bei allen Tipps, die ich bekomme, hätte ich gerne mal den zweiten bis fünften Teil des Gedankens gehört. Also die Idee zu Ende gedacht (und mir dann präsentiert). Zum Beispiel könnte man mich ja mal besuchen (zum Beispiel im Mondschein) und mit mir gemeinsam „was machen“. Ich empfände das im Vorfeld zwar als unangenehm, aber hinterher wäre ich sicher froh und erleichtert. Ja, ich weiß, das ist in der Strategie der Tippgeber nicht vorgesehen: Gedanken zu Ende denken. Denken überhaupt. Die Problematik, die Wirklichkeit, das realistische Konzept von „Was machen“, Gehirn, Seele, Future, etc. Das ist nichts für Sie. Ich kann mir ja nachts um 2:22 Uhr selbst darüber Gedanken machen, was wohl diese „dringende Hilfe“ sein könnte und was genau ich „mal machen“ könnte.

Also habe ich zur Frau gesagt: „Schau, wir haben diese liederlichen Hanteln und dieses Gummiband von außerordentlich zäher Dehnbarkeit, zudem dieses mit einer Stahlfeder versehene Ding. Wollen wir damit „mal was machen“?“ Die Frau antwortete „Aha. Ok.“ Das sei keine Antwort, legte ich sogleich fest und stellte einen Trainingsplan auf. Jeden Tag um 20:30 soll der Wecker klingeln und dann machen wir mal was. An Feier-, Sonn- und Samstagen in zweifacher Ausführung. „Freust Du Dich?“ fragte ich die Frau mit matt funkelnden Augen, denn auch ich war im höchsten Maße unmotiviert. Die Frau antwortete: „Ja.“ Es war so ein ‚ja‘ wie in dem Satz „Ja, Henker, ich bin bereit, die Stromstöße ihres elektrischen Stuhles nun in Empfang zu nehmen?“ oder „Ja, Hitler war ein sehr schöner Mann.“ und „Ja, Pilzvergiftungen sind genau mein Bereich.“ Da ich sehr gut motivieren kann, motivierte ich die Frau fortan in einer Tour. Also ungefähr 15 Minuten lang. Und dann hatte ich sie endlich soweit. Und wir machten … ich vermag das Wort kaum aufzuschreiben, ohne dass es mich gruselt … Es kommt in seiner Gruselhaftigkeit gleich nach „Fußnagel“, „Knofi“ und „erfolgreich“ und es heißt: Sport!!!

Naja, nicht was Sie denken. Sport. Sport. Was für ein hehres Wort. Dieser Triathlet, der neulich in seiner Wohnung einen Ironman absolviert hat, der hat Sport gemacht. Aber wir machen so etwas in der Art. Wir stemmen liederliche Hanteln und ziehen uns einen Wolf an Therapiebändern und zählen dabei vor uns hin, wie weiland Rocky Balboa beim Liegestütz auf 1 Arm. Als Hinweismelodie des Weckers ertönt „Gonna Fly Now“ aus dem Soundtrack von Rocky I. Endlich mache ich mal was. Ich hoffe, Sie sind endlich zufrieden. Sie Monster!

Ich hasse Sie.

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