Hail to the Besonnenheit – Tag 056

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huck flash

Es kommt nicht selten vor, dass ich nicht weiß, was ich denken soll. Ich denke dann immer zuerst, dass ich genau wisse, was ich denke soll und, dass doch alles klar sei. Es ist doch so klar und deutlich. Zum Beispiel meine Theorie, dass es doch nur vielleicht 1% Deppen sind, über die wir aber ununterbrochen reden. In jedem Forum, in jeder Telegram- oder Whatsapp-Gruppe, auf Facebook, wenn ich mit Leuten telefoniere, skype, zoome, webexe, whatevere … Die Namen der Leader der Bewegung der Idioten sind in aller Munde, aber wer kennt denn die Leute vom Robert Koch Institut, die Leute in der 2., 3. Ebene der Regierung, die für die Organisation dieses glimpflichen Verlaufes verantwortlich sind, die Ärzte, Forscher. Was ist los? Gibt es diese Menschen gar nicht? Sind wir vielleicht doch verloren?

Tier mit süßem Fell.

Mal sehen. Und dann, in der Nacht, kommen mir natürlich auch die Zweifel, weil ich ja auch immer und immer und immer nur noch Deppennews lese. Und dann denke ich, man müsste jetzt, um 2:15 Uhr, mal jemanden anrufen. Zum Beispiel den einen Kunden, der sehr verzweifelt und ratlos ist und der uns doch immer wunderbare Kreppel vorbeigebracht hat. Und da war er noch fröhlich und zuversichtlich. Und dann hat die Coronakacke ihm ein riesiges Loch in den Tank gerissen, was schon schwer genug ist. Aber der Wahnsinn aus Deppen, der macht ihm zu schaffen. Das ist der Eisberg, der die Titanic zum Sinken bringen könnte. Aber wie soll ich helfen? Anrufen, gesalbtes Gesülz von mir geben, von wegen, hey, alles wird gut. Oder sieh das doch als Chance. Mach was draus. Probleme sind da, um gelöst zu werden. Man muss immer nach vorne blicken. Ein Indianer kennt keine Schmerzen. Die Digitalisierung ist unsere Chance. Oder nach Berlin ziehen. Oder Polydingsbumms. Oder beides. Oder Butter im Kaffee. Oder Eskapismus. Mach doch das! Geh doch mal in den Wald. Oder … hier … Yoga is the answer. Oder Love. Oder Buddhismus.

BATSCH!!!

Hier, ich weiß es nicht. Ich denke ja nur ganz persönlich, dass ich immer weiter machen muss. Auch wenn ich kaum noch gehen kann. Auch wenn ich vor Schmerzen in der Nacht manchmal ganz weit weglau … fen … äh … wait, wait … Es ist ja auch kompliziert. Aber ich will nicht aufhören. Ich will alt werden. Was für viele ein bizarres Ansinnen ist. Hätt ich doch vor 20 Jahren „mal was gemacht“. Hab ich aber nicht. Also habe ich gelernt, so lange ich nicht sterben muss, immer irgendwie weiter zu machen. So denke ich auch, wenn uns mal der eine Kunde wegbricht, wenn mal irgendwas anders läuft als geplant, wenn mal ein Virus daher kommt der uns alle fickt, als ich im Krankenhaus lag und alles ganz schön doof hätte werden können… dann denke ich – komplett außerhalb des klaren, allgemeingültigen Gedankens – irgendwas anderes, was ich aber dann nicht abgleichen kann mit anderen, weil es anscheinend so anders ist. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Ich frage mich exakt seit dem 7. Juli 1976 was dies alles zu bedeuten hat und irgendwie auch, warum es keiner sieht, was ich sehe. Also habe ich akzeptiert, dass ich verrööööckt bin. Ok, why not. Hat ja auch seine Vorteile. Hashtag Narrenfreiheit. Als mein Vater beschlossen hat, dass ich „zwei linke Hände“ habe, war mir sehr schnell klar, dass ich dann auch nicht z.B. beim Tapezieren helfen kann. Mir wurde ja jegliche Fähigkeit mit den Händen etwas zu errichten, abgesprochen. Statt darüber aber bis ins greise Alter zu greinen, weil mich doch der Herr Vater nicht anerkennt als Handwerker, bin ich einfach raus und mit dem Skateboard die Straße runtergefahren und habe Led Zeppelin gehört. Statt zu Tapezieren. Und ich dachte, dass ist ja wundervoll und schließlich hat man es ja nicht anders gewollt. Und ich dachte, ich kann so viel und werde noch so viel können können, dass es gar nicht nötig ist, dass alle Menschen, auch nicht mein Vater, alles mögliche anerkennen. Ich kann auch mal was nicht können. Mut zur Lücke. Also, was ich damit sagen will: Ich will hier nicht demonstrieren, wie super das alles doch zu bewältigen wäre für die gesamte Menschheit, ich möchte erklären, warum ich hier manchmal so wirke wie ein irres Kind, dass die Gefahr und die Gesamtsituation nicht im Griff und Blick hat.

Ich kann das niemandem beibringen und ich werde auch kein Coach sein wollen. Ich kann und will meine aus unerfindlichen Gründen erlangten Theorien, Fähigkeiten oder Denkweisen niemandem lehren. Ich verachte Leute, die dies tun. Hier können Sie mein Gestammel kostenlos lesen und sich einen Reim machen oder auch nicht oder es einfach in die Kommis schreiben, was Sie dann doch aus Versehen gelernt haben. Hahahahaha …

Naja, so ist das an diesem 56. Tag, seit wir beschlossen haben Room Service zu machen und dort zu bleiben, in unserem jeweiligen Room, weil das, jedenfalls für unseren Beruf und für die Art, wie wir arbeiten und denken, die bessere Lösung ist. Wir fangen gar nicht damit an, auf unserer Website die absonderlichsten Niederlassungen aufzuführen und den Anwalt und Agenturhund und 20 unterbezahlte arme Teufel*innen, nur damit irgendjemand, den wir als Kunden gar nicht wollten, denkt, wir seien was anderes als effektiv, laut und kreativ. Da denken sie mal drüber nach. Vielleicht nur darüber, was sie wirklich sind, was sie wirklich können. Also die kleinste Zelle von Können. Vielleicht sitzt in dieser Zelle ja eine(r), der Sie sind und dann fragen sie sich doch mal, ob Sie was mit sich anfangen wollen. Vielleicht sagen Sie ja ‚Ja!‘ zu sich selbst. Kann ja sein.

Jedenfalls, und ich meine das sogar ein bisschen ernst: Ich liebe Sie.

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