Italien und Costa Rica

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huck flash

Früher kannte ich Costa Rica nur im Rahmen eines kaffeeartigen Getränks mit dem Namen Costa-Rica-Kenia-Blend und ich kannte Costa Cordalis. Und dann schaute ich mir 1982 das Weltmeisterschaftsfinale Deutschland vs. Italien an, das Deutschland 1:3 verlor, weil… ach lassen wir das. (HEULKRAMPF). Anschließend fuhren mein Kumpel Matthias und ich mit unseren Seifenkisten runter nach Schierstein zum Benito, wo es gratis Pizza und Wein aus meterhohen gezwirbelten Chianti-Korbflaschen gab. Pizza war das Größte was es auf der Welt gibt und so schloss ich meinen Frieden. Mit wem verrate ich erst nächste Woche, wenn England Weltmeister ist. Es war ein ausgelassenes Fest und rutschten gut gelaunt auf einer Lache aus Chianti mit Champignons aus und brachen uns fröhlich sämtliche Knochen. So habe ich es jahrelang erzählt und ich war mir sicher, dass es genau so war, bis ich vor einigen Wochen entsetzt einer einschlägigen Gazette entnahm, dass die Pizzeria Da Benito erst Jahre nach dem WM-Finale von 1982 eröffnete. Ein Schock wie ein Nahtoderlebnis. Ein Riss im Raum/Zeit-Kontinuum? Eine irre Annahme? Wollte ich nur auf mich aufmerksam machen? Die Frage wird für immer unbeantwortet bleiben. Ich möchte nicht darüber reden. Ich hätte nie davon erzählen dürfen. Ich geisteskranker Spinner. Doch jetzt steht es da, in Stein gemeiselt, für immer. Das Internet vergisst nie.

Italien finde ich ansonsten schon auch knorke, so wie ich jedes Land der Welt erstmal knorke finde, aber Italien schon noch ein bisschen knorker. Vielleicht so knorke wie Frankreich, England, Schottland, Wales, Nordirland, Irland, Island, Norwegen, Kongo, Japan, Mexico, Argentinien, Andorra, San Marino und Österreich. Ich fahre sogar ein italienisches Auto. Es verfügt über ein Automatikgetriebe, hat aber zusätzlich am Lenkrad eine Schaltung, wie so ein Rennauto. Es schluckt sehr wenig Dieselkraftstoff und jedes Fenster ist mittels eines Knöpfchens hinauf- und hinabfahrbar. Man kann das Auto mit dem Schlüssel öffnen. Außerdem versorgen Lautsprecher des italienischen Schlagerstars Doktor André Romell Young mich und meine Mitmenschen im Umkreis von 300 Kilometern mit Rap-Musik. Ich bin hinlänglich zufrieden. Ich kann den Italienern, mal abgesehen von Benito Mussolini und Silvio Berlusconi, nicht viel vorwerfen. Außer vielleicht, dieses Finale 1982 und 78 weitere Fußballspiele ähnlicher Natur.

Italien verliert natürlich, sie haben es längst geahnt, gegen die Costa-ricanische Fußballnationalmannschaft mit 0:1. Das Spiel läuft zäh wie der Käse der Nr. 17 Tirreno  mit extra Sardellen, bis in der 93. Spielminute und 20 Sekunden vor Apfiff der Dingsbumms das runde Leder ins linke obere Eck semmelt. Im ganzen Land mit dem Fluss namens Po (Kicher!) läuten die Glocken, die Pizza „Schande von Recife“ wird erfunden, Lambrusco und Cola verbinden sich zu einer verheißungsvollen Einheit, irgendwas mit Totò Schillaci, Massenhysterie. Boah, bin ich müde. Aber ich muss ja hier über Fußball schreiben und außerdem spielen gerade Urus gegen die Englies. Es steht 1:0, ich möchte nicht sagen für wen. Wenn man die Augen zusammenpetzt und die Ohren auf Durchzug stellt, könnte man meinen es spielt Argentinien gegen Deutschland, wobei das ja unrealistisch wäre, weil, dann stünde es ja jetzt schon 4:0. Und zwar für England, das nächste Woche Weltmeister wird.

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