Jahresrückblick, der Adventskalender unter den Internetbestandteilen

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huck notes

Diesmal aber wirklich. Schon wieder is(s)t eine Leere in mir, die mir nicht erlaubt, einen klaren Gedanken zu entwicklen. Auf dem Klo, im Auto, im Meeting, im Suff, während tiefgreifender Gespräche und beim Essen fallen mir Dinge ein, die ich unbedingt niederschreiben müsste. Die es wert sind, zu Ende gedacht zu werden. Aber dann sitze ich vor dem Editor und bin ein einziger stummer Schrei nach Inhalt.

So!

2015 war irgendwie okay. Noch immer schleppe ich zwar Leid und Elend aus meinem 10-wöchigen Krankenhausaufenthalt im Jahre 2011 mit mir herum, aber man soll ja nicht so viel jammern. 2015 war okay, immerhin sind wir Fußballweltmeister geworden. Ja, wir. Und dann war es ein knorkes Geschäftsjahr. Das Finanzamt ist jetzt mit uns befreundet und schenkt uns Kugelschreiber zu unseren Geburtstagen und der der Typ bei dem wir Austern bestellen würden, wenn wir sie nicht bei Deniz koofen würden, hat uns ein Messer zu Weihnachten geschenkt. Also muss es ein gutes Jahr gewesen sein.

Wir sind umgezogen ins Quasi-Paradies. Man muss immer Abstriche machen (lol, Abstriche), aber es ist schon das Paradies. Der Umzug war ungefähr so supi, wie die anderen 26 Umzüge in meinem Leben zuvor. Ich möchte nicht mehr umziehen. Ich möchte hier bleiben. Im Park mit dem angrenzenden Wald, den Weinbergen, den Rehen, die die Rosen anknabbern, weswegen es eine Whatsapp-Gruppe gibt, in der wir die Rehe melden, damit sie erschossen werden können. Rehe und wilde Hasen und – oink – auch Wildschweine, die sehr schüchtern drüben im Wald, mehr Angst als Verstand, das Geklongel aus dem Walde bei Nacht bilden. Auch im Winter, der keiner ist. Hier möchte ich bleiben und nächstes Jahr Bilder von Dingen malen, die ich sehe. Aber in mir drin. Natürlich haben wir hier nur einen sehr gurkigen Internetanschluss. Wir haben viel menschliches Versagen erlebt im Zuge der Erlangung eines Internetanschlus, mit dem man Netflixvideokassetten kukken kann. Sehr viel Elend. Wir wissen, dass es technisch möglich ist, aber die deutsche Menschheit ist unfähig. Aber dafür haben wir einen Weihnachtsbaum. Ich habe nicht viel übrig für das Weihnachtsbrimborium, aber ab und zu ein Weihnachtsbaum, natürlich bio und aus Naturschutzgebieten mit einem toten Reh am Fuße der Nordmann Tanne. Also umgezogen, Weihnachtsbaum, Fußballweltmeister geworden, Bonsai erworben, weil, Baum am Bett. Ich habe mir eine Tasche gekauft und gelbe Stühle. Der Frau, die neben mir auf dem Bett sitzt, geht’s gut, wir sind guter Dinge. Twitter brach ein und zwar bei deiner Mutter. Ich habe Menschen auf Twitter kennengelernt, die das scheusslichste sind, was ich überhaupt kennengelernt habe in meinem Leben (Edit: Ich soll sagen, dass es sich hierbei ausdrücklich NICHT um das blutende Bärchen… äh… das blutjunge Pärchen handelt, das wir im Internet kennengelernt haben und welches uns beim Streichen des Inneren des Hauses geholfen hat) . Wahrscheinlich, weil man auf Twitter plattform- und stilübergreifend Leute an sich ranlässt, die sonst nie, nie, nie ins Blickfeld rücken täten, was sehr, sehr, sehr gut ist. Und also habe ich meinen alten Twitteraccount ins Bett gebracht, was man eigentlich nicht darf. Es heißt ja auch das Blog. Der neue besteht nur aus Irren und einer Kurdin. Das ist okay. Da kann man nicht viel falsch machen. Einfach nur nicht die Leute nach Hause einladen, dann kann das ewig so gehen.

Aber: „Man lernt nie. Aus!“ (S. Lobo)

Und jetzt verschimmeln diese On- und Offlinewelten wieder. Verschimmeln? Verschwimmen. Man darf nur niemanden zu sich nach Hause einladen oder sich in Berlin in Spelunken treffen oder zusammen arbeiten oder Alkohol trinken. Dann ist alles gut. Die Internetironie lässt sich nicht ins Offlineleben übertragen. Die Menschen sind nicht ihre Twitteregos. Ich habe Menschen kennengelernt, die sich derart überinszenieren, dass… ich habe vergessen was ich sagen wollte. Was sie so denken, wen sie ficken oder von wem sie gefickt werden, was sie arbeiten, wieviel und warum auch. Was sie alles nicht essen. Wie furchtbar abwertend sie zu Menschen sind oder sein wollen und wie cool. All das hat null Bestand in der Kohlenstoffwelt. Man darf das nicht verwechseln. Auch ich bin ein Opfer der Zwangsironisierung der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts und der Zeit mit und in dem Internet, wie wir es heute kennen. So war das. Keine Nonmention ist hier verzahnt. Es ist alles so ein Gedanke. Niemand ist gemeint. Außer Dir natürlich. Jetzt ist alles wieder gut. Ich kann Austern öffnen. Zwar mit allerlei Austernschalenbruch im Inneren des Glibbers, aber ich kann sie öffnen und bisher und hoffentlich für immer, ohne mir das Austernmesser in die Pulsadern zu rammen, was ich sehr, sehr, sehr gut finde. Jetzt haben wir eine schöne Küche mit einem Lamm an der Wand und jetzt ist mir schlecht (Wegen der Austern eben?) Oder der Bratkartoffeln oder der Papriki, Paprikanten, Paprikas. Man weiß es nicht. So war das Jahr. Wir haben jetzt eine Treppe. Also wohnen wir in einem #Haus und nicht mehr in einer #Wohnung. Natürlich in einem #kleinen #Haus. Manchmal, wenn ich mich durch die Eingangstür hinein ins Haus zwänge, dann kommt es mir so vor, als sei es kleiner als ich. Aber man hat keine Nachbarn und keine Kinder stehen unter dem Schlafzimmerfenster um Heroinbongs zu rauchen und andere Kinder abzustechen. Ein Hund, der heißt Texas und zwei Katzen (Trip Trap und Pinky), ein toter Bär und zwei Kaninchen mit dem Namen Pumm und Kaiserin Elisabeth van Poppel. Die Frau strickt einen Schal, den 246.887sten Schal in diesem Jahr. Mich beruhigt diese Gleichmäßigkeit. Die innere Unruhe sucht eine Wohnstatt woanders und ich möchte ihr behilflich sein, diese zu finden. Nun darf ich verraten, dass mich die Tastatur des iPads verrückt macht und ich wieder auf die Tastatur des Macbooks und dem damit verleimten Macbook gewechselt bin. Das wird man ja nochmal sagen dürfen. Deutschland hat sich verändert oder es ist gleich geblieben. Je nachdem. Delikte sind es mehr geworden. Mehr brennende Asylunterkünfte. Nazis sind gleich geblieben, glaube ich. Nur äußern sich die Faulen und Feigen jetzt mehr und weitreichender, weil, sie haben jetzt Facebook und Flüchtlinge. Darf man noch Flüchtling sagen? Naja, egal. An meiner Haltung zu diesen Menschen ändert das nichts. Ich kann, aus verschiedenen Gründen, niemanden bei uns wohnen lassen, aber es gibt ja noch andere Mittel und Wege Hilfe darzubieten. Würde ich jedem empfehlen. Man braucht ja nicht dauernd mit dem Flugzeug nach Düsseldorf zu fliegen. Lieber mal skypen oder die Klappe halten. Das Jahr ist fast rum und ich mag noch immer keinen Gin. Zu tief sitzt der Gedanke, dass ich mir mal habe sagen lassen, der Gin, den ich gerade trank (es war der 7. Juni 1983), sei 4711. Und endlich, nur 32 Jahre später, habe mir einen Elektroroller gekauft. So einen kleinen mit einer Batterie so schwer wie ein Sack Zement. Ein zwei Meter dicker Mann sieht ungünstig aus auf einem solchen Roller, aber so kann ich über meine Ländereien cruisen, um Bänke und Baumstümpfe aufzusuchen, um meinen geschundenen Leib und seinen darin wohnenden geschundenen Geist niederzulassen und inne zu halten. Manchmal alleine, manchmal mit meiner zauberhaften Frau, die dann klickediklacker mit den Stricknadeln klackert und mir zulächelt, als gäbe es angesichts meiner etwas zu lächeln. Was bin ich froh über die Gegenwart dieser Person. So ein Glück. Man sollte öfter darauf hinweisen. Alle sollen es wissen. Zwölf Jahre. Eijeijei und bald sind es 13. 60 sollten es schon werden. Darauf sollte man wert legen. Dieses Jahr. Es war so ein schöner Herbst. Vielleicht der schönste Herbst der Welt. Und wir haben Lampen mit Diamanten aus Glas oder Plastik, das wie Glas und wie Diamanten zugleich aussieht. Darauf möchte ich mein Glas, das wie Plastik aussieht, erheben. Und ein Buch darf ich empfehlen. „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969“ von Frank Witzel. Es spielt in meiner Hood und in meiner Kindheit. Der Protagonist ist in den gleichen Gässchen umhergeirrt, wie ich. Man kann also nachlesen, was ich so gemacht habe, früher, 10 Jahre später. Eine Platte hat mir gut gefallen. Aber ich kann sie nicht verlinken, weil die Band sich seltsam im Internet präsentiert. Ich habe viel vergessen und noch mehr gegessen. Das muss jetzt alles wieder raus oder rein, je nachdem. Das Gegessene muss raus. Das muss weg. Im Sommer habe ich die Bikinifigur und ein Haus, in welchem ich meine Leinwände einsauen kann. Außerdem hätte ich gerne einen Sessel, Frieden, Liebe, Gesundheit (auch allen möglichen Menschen) und Orangen, die wie Diamanten aussehen.

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