Ein guter Grund ca. 200km bei strömenden Regen über die Landstraße ins regenüberströmte Elsass zu brettern, sind die Hydranten am Wegesrand und der Supermarché Auchan in Hagenau. Man fährt über eine Rampe in den ersten Stock eines Parkhauses wo der Supermarktbetreiber aus nordkoreaesken Lautsprechern die norwegische Band a-ha krachen lässt um auf sich und die norwegische Band a-ha aufmerksam zu machen. Hinab geht es über ein spiegelglattes Laufband ins Parterre des Lebensmitteltempels. Bevor Sie fragen: Der ökönomische und ökologische Hintergrund dieser Aktion ist übrigens der, dass es in Frankreich Eselswurst und chemiegesottene Joghurtspeisen gibt, die man anderswo vergeblich in den Ladenregalen sucht. Außerdem gibt es coffeinhaltige Limonade mit genau null Kalorien, dafür aber mit einer Art Zitronengeschmack, der irgendwie an sympathische Klosteine erinnert. Es gibt aber auch, und hier lohnt sich die Fahrt, Chips mit Cheeseburgergeschmack die exakt so schmecken wie der Cheeseburger eines weltberühmten Hamburgerrestaurants (keine Pappkrone), aber auch wie der eines anderen weltberühmten Hamburgerrestaurants (Pappkrone). Es gibt Zitronenlimonade mit dem Namen „Hansi“, in lieblose Plastikfolie eingeschweißtes Meeresgetier und dann gibt es dort in Frankreich „Käse“. „Käse“ bekommt man ja so gut wie nirgends hier in diesem unseren 4.-5. Welt-Land, weshalb ein Ausflug ins Nachbarland lohnenswert ist.
Auf jeden Fall waren wir, die sympathische Bushasserin Jule und der Brachialoptimist Gerrit Bruce, bester Dinge als wir, Datenroaming ausschaltend, nahe des Deutschen Weintores die ehemalige Grenze des Landes der Pomeronen und Zitranzen überfuhren, wie weiland der frühe Helmut Kohl. In Wissembourg besuchten wir, zwecks Urination, eine hiesige weltberühmte Hamburgerrestauration (keine Pappkrone), in welcher kurz zuvor eine Neutronenbombe gezündet wurde, die aber über kostenloses W-Lan verfügte, in das man sich einfach eindingsen konnte. Wir wollten gar nicht mehr weg. Wir fuhren dennoch weiter und eben dann, ich habe es bereits erwähnt und führe diese Inhaltsschleife nun gnadenlos fort, fuhren wir nach Hagenau, dem Supermarkt mit dem Parkhaus, mit der Rampe, mit dem spiegelglatten Rollband hinein und durch den dafür vorgesehenen Türschlund ins Paradies für Nahrungsmittelfreaks. Man kann in Frankreich die krausblättrige Endivie auch im Sommer erwerben und dies tat ich auch. Das Gewächs aus der Gattung der Wegwarten verlieh meinem Einkaufswagen einen prächtigen, gesunden Eindruck und ließ die restlichen Lebensmittel (insgesamt ca. 237.000.000 kcal) alt aussehen. Dann kauften wir noch Picon und rosa Klopapier für unsere zuhause gebliebenen Kollegen, passierten die langsamste Kassiererin der Welt und fuhren wieder nach Hause.
Zuhause angekommen rüttelte und schüttelte ich die mir vom Liebesschicksal zugeteilte Frau und rief vergnügt: „Hier, ich habe ja wirklich die entzückendsten Leibeig… Mitarbeiter der Welt. Selbst Regen und Rohrzucker bringen sie nicht aus dem Concept. Ich liebe sie. Darf ich sie heiraten?“ plauderte ich auf meine mir vom Liebesschicksal zugeteilten Frau ein. „Nein, aber mal was ganz anderes… ich habe Dir meinerseits etwas aus der Banken- und Börsenmetropole Frankfurt am Main, wo ich bekanntlich ja arbeite, mitgebracht. Schau hier!“ sagte sie und hielt mir ein schweinerosanes Döschen vor meine von mehreren Dioptrin gepeinigten Augen was eine Tilt/Shift-Situation zur Folge hatte. In dem Döschen befanden sich Büroklammern in Schweineform. Ich drückte die mir vom Liebesschicksal zugeteilte Frau an mich und weinte, überzuckerte Tränen der Freude in ihr Haar. „Hier, Du kannst Dir nicht vorstellen was uns für Abenteuer widerfahren sind. Zum einen habe ich zwei prächtige Exemplare von Wegwarten erworben“, lenkte ich von den anderen 237.000.000 kcal ab, „und zum anderen hat uns das Tom Tom durch einen finsteren Wald geführt, wo die Wege so kraus waren, dass der Mitsubishi Space Wagon, Du weisst schon, unser Auto, mit dem Unterboden aufsetzte, was zur Folge hatte, dass die Ölwanne riss und wir eine gigantische Umweltzerstörung erzeugten. Kleiner Scherz.“ Die Frau presste die Lippen zusammen und zischte wie eine die Treppe hinunter gepurzelte Flasche Wasser beim Öffnen in der S-Bahn, wobei sich der Inhalt der Flasche über den Gehrock ergießt, worüber die Sitznachbarn gehässig lachen. „Soll ich Riesling in den Muschelsud kippen?“ rief ich, als wäre nicht gewesen. „Grauburgunder hat doch gar keine Säure.“ antwortete die mir vom Liebesschicksal zugeteilte Frau und wir zwinkerten uns fröhlich zu.