Liebe Kollegen, liebe Auftraggeber in spe,
stellen Sie sich mal vor, Sie rufen bei einem Konditor an und bestellen fünf Torten für einen Kaffeeklatsch, auf dem Sie einen besonders guten Eindruck bei Ihren Gästen hinterlassen wollen. Der Konditor kennt Sie zwar nicht, aber er soll fünf Torten unterschiedlicher Natur erzeugen, am Ende wählen Sie eine Torte aus, die Ihnen schmeckt, probieren davon, lassen auch noch mal verschieden Kollegen, Ihren Gatten oder Ihre Gattin davon kosten und überlegen sich dann, welche Torte Sie nehmen, denn die soll der Konditor dann backen.
Jetzt fragt der Konditor vielleicht: „Aber, lieber Kunde in spe, welchen Geschmack haben Sie denn? Soll es etwas schokoladiges sein oder lieber etwas mit Buttercreme, was fruchtiges, mit viel Teig oder wenig Teig? Soll die Torte groß oder klein sein? Soll ich dann ihren jetzigen Geschmack treffen oder soll es mal was ganz Neues sein?“ Sie sagen dann: „Ich entscheide mich später für einen Geschmack, vielleicht finde ich dann auch was ganz neues gut. Sie haben alle Freiheiten, nur, die Torte muss Grapefruit enthalten und sie sollte süß sein. Gelb wäre schön. Aber sonst haben Sie alle Freiheiten.“ Sie vergessen natürlich zu erwähnen, dass einer Ihrer Gäste an Diabetes leidet, dass Sie nur eine soundsogroße Tortenplatte haben und dass Sie Marzipan hassen, aber das kann man ja auch hinterher noch klären. Außerdem wissen Sie auch gar nicht was so eine Torte kosten könnte. Sie gehen aber davon aus, dass die Torte nicht so teuer sein wird. Ist ja nur eine Torte. Die könnten Sie ja theoretisch auch selbst backen. Außerdem hätten Sie ja noch eine Großmutter, die ganz vorzügliche Torten macht.
Genauso soll die Torte sein. Denken Sie sich so bei sich.
Das kann sich der Konditor ja denken. Der Konditor ist aber nun unsicher und ruft noch mal an: „Sie wissen ja, dass ich nun fünf Torten backen werde. Das ist ja der Auftrag. Ich wollte nur sicher gehen, dass sie die fünf Torten dann auch entsprechend bezahlen, mir also hiermit einen offiziellen Auftrag erteilen, diese fünf Torten zu backen.“ „Ja,“ sagen Sie dann „ich gebe Ihnen den Auftrag, aber da ich ja nicht weiß, ob sie wirklich gute Torten nach meinem Geschmack backen, kann ich doch natürlich… Hahaha, köstlich… nicht die Torten im vorhinein schon zahlen. Außerdem müsste ich ja dann 25 Torten bezahlen, denn ich habe noch vier weitere Konditoren angefragt. Ich möchte mich lieber hinterher für die beste Torte entscheiden. Geben Sie sich Mühe. Bei dem Konditor, der die beste Torte macht, bei dem bestelle ich vielleicht später dann noch eine weitere, die zahle ich dann entsprechend. Da muss ich aber erst mal schauen, denn ich weiß ja auch heute noch nicht, ob ich überhaupt eine Torte brauche. Das kann ich erst eruieren, wenn ich die Torte gegessen habe.“ Empört legen Sie auf. Was diese Dienstleister heute alles wissen wollen, sagen Sie schmunzelnd. Außerdem ist es doch deren Job Torten zu backen. Da kommt es doch auf eine mehr oder weniger nicht an. Sie gehen auch davon aus, dass Torten backen dem Konditor leicht von der Hand geht und Spaß macht, denn warum sonst hätte er den Beruf des Konditors gewählt? Sie denken kurz darüber nach, es fällt ihnen aber kein weiterer Grund auf, darum lenken Sie sich mit einem schönen Sodoku ab, oder wie das heißt. Sodoku, Sudoku, ist doch eh alles das gleiche.
Diese Geschichte wurde inspiriert durch meinen Beruf und durch einen Facebookpost von Mirko Kaminski. Nach einem Gleichnis von Bernd „Lukas“ Ringsdorf.
Törtchenfoto von © Tommaso Lizzul – Fotolia.com.
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Ja, das kommt leider häufig vor.
Kostenlose Designs gibt es bei mir nur, wenn ich eine soziale Organisation oder einen Verein unterstütze. Meine Kunden schätzen meine Arbeit und sind auch bereit dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen.
Sehr schöner Artikel….:-))
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