70 Tage Wurst – Tag 070

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huck flash

Es ist der 70. Tag und was fällt einem Einfaltspinsel wie mir dann sofort ein? Natürlich „70 Tage Krankenhaus“, der Roman von Christian Kracht aus dem Jahre 2011.

Sie werden es sofort gemerkt haben, ein Fun-Dandy wie Christian Kracht schreibt doch nicht über so undandyhafte Orte des Elends wie Krankenhäuser. Wie soll man da in weißem Hemd, beigen Hosen und barfuß in Krokodilslederschuhen umher scharwenzeln und an exotischen Kaffeegetränken nippen? Das Leben ist ja so anstrengend, aber auch heitschi peitschi. Es macht mich wahnsinnig, dass die Rechtschreibkorrektur „heitschi peitschi“ nicht anerkennt. Die dumme Sau. Schasse die!!! Aber, ja, ich hab’s bestimmt schon dreitausendvierhundertachtundneunzig Mal erzählt wie ich im Krankenhaus lag und Scheibenwurst essen „musste“ und am Ende einen Fotografiepreis gewonnen habe. Ich bin ja nur deswegen immer so fun-launig darüber am berichten, weil ich ja immerhin mit beiden Beinen, nebst Füßen und fast allen Zipfeln, die daran baumeln wieder herausgekommen bin. Die liebe Frau, die auch gestreng sein kann, war dabei eine große Stütze. Eines Tages, wenn ich genug Eisstiele gesammelt habe, erbaue ich ihr daraus ein überlebensgroßes Denkmal. Wenn wir nicht vorher von den iPods ausgepeitscht werden. Dann nicht. Dann haben wir gewiss andere Sorgen, als überlebensgroße Eisstiel-Statuen zu errichten. Das wird die liebe Frau, die auch gestreng sein kann, ebenso sehen. Glaube ich jedenfalls. Ich hab sie dazu noch nicht befragt. Sollte ich das mal machen? Was meinen Sie? Ach, was frag ich denn, Sie können das ja erst lesen, wenn ich es veröffentlicht habe. Ich frag sie einfach, die liebe Frau, die auch gestreng sein kann. Moment.

Ja, das findet sie auch. Sie hat aber gelacht. Ich befürchte sie nimmt mich nicht ernst. Sie ist der Meinung, dass man iPods gar nicht mehr kennt und daher die empfundene Gefahr, dass die uns eines Tages auspeitschen könnten, gleich Null sei. Ich hoffe sehr, sie hat Recht. Sie hat ja ab und zu Recht. Sagen wir zu 50%. Sagen wir zu 49,999((Periode)%.

Wurst, die die Tiere auslacht, aus der sie besteht.

Ich habe es eine Zeitlang in diesem Krankenhaus auch mit „Käse“ probiert. Also, ich habe jeden Morgen ein Brötchen mit 1 Scheibe Wurst (oder Käse) und 1 Ei gegessen. Jeden Morgen. Jeden verdammten Morgen. Und so ein Frühstück ist ja ein Eckpfeiler des Lebens im Krankenhaus. Der Tag fängt an, dass um 6 Uhr a.m. grölende Horden von meistens Frauen in hellblauen Kleidern ins Zimmer stürmen, laut miteinander sprechen (also untereinander, keinesfalls aber mit den siechenden Menschen im Raum) und einem lustlos Blutdruckschwimmflügelchen an den Oberarm pumpen. Danach gibt es Frühstück – ein Highlight des Tages, wie Mittagessen, Schmerzmittel, Stuhlgang, Abendessen, Schlaftablette. Ich hatte das zweifelhafte Glück noch von dem damaigen Tsunami in Japan abgelenkt zu werden, den man quasi live in der Entstehung und mit allem Ungemach zum Mittagessen serviert bekam. Die Japaner lassen sich aber auch immer was einfallen, diese Schlitzohren.

JE DEN FALLS war es so, dass der Käse im Krankenhaus irrerweise jeden Tag exakt gleich schmeckte. Also er schmeckt immer so in etwa wie Butterkäse, sah aber mal aus wie Tilsiter, mal wie Gouda, mal wie Edamer und auch mal wie Emmentaler. So etwas kommt sicher aus der selben Fabrik wie die Stangeneier. Und irgendwann gab ich auf und verlangte nach Scheibenwurst. Sie wissen schon. Wenn ich nur wüsste, was ich sonst so hier reinschreibe, könnte ich nun sagen, dass ich das schonmal aufgeschrieben hatte. Oder es war in den Instagram-Storys oder im Podcast oder ich habe damit meine liebe Frau, die auch gestreng sein kann, vollgeschwallt. Wer weiß das schon. Man kann ja auch nicht immer dabei sein, wenn man was macht.

So! Und dann habe ich mir überlegt, ob wir hier nicht so was wie einen Stuhlkreis draus machen sollen. Also ich meine jetzt nicht eine gekringelte Kackwurst, Sie wissen schon. Ich wäre (natürlich) der Gruppenverantwortliche und Sie wären die Kinder, denen ich was beibrächte. Was das sein könnte, erläutere ich beizeiten. Jetzt seien Sie nicht so neugierig. Arbeits-hinderndes Verhalten wird sofort ausgeschaltet, so will es die Regel. So geht Stuhlkreis. Den Rest sauge ich mir wie gewohnt aus den Ärmeln. Lassen Sie sich einfach überraschen. Lassen Sie sich treiben. Wenn Sie sich auf mich einlassen, entführe Sie in das Land der Waschpulverkilimandscharos und der knuffigen Hummeln mit den kuscheligen Fellhintern, die uns mit Colazerobrausestangen und Birkenrindenjoints versorgen. Denn, Sie wissen ja …

… ich liebe Sie!

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