Fußball-Weltmeisterschaft – 14. Juni 2018 / #RUSSAU

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huck flash

… es wieder so weit: Ich bin wieder im nationalen* Überschwang und jubele mit mir zum Teil wildfremden Menschen, wenn sie im Rahmen einer Begegnung die Möglichkeit im richtigen Kasten versenkt haben. Es ist Fußball-WM. Und obgleich ich ein bisschen kotzen muss ob der Umstände, des Austragungsortes und wie der womöglich zustande gekommen ist, es ist immer noch der Fußball und der Fußball ist immer noch wichtig.

ABER
natürlich nicht so wichtig wie Liebe und Kiki und Käse aus dem Ferme Haag in St. Pierre oder das Licht in der Provence. Und natürlich muss ich hier extra für alle erwähnen, die es noch nicht wissen, ich mein’s nicht so. Nation ist mir relativ scheißegal. Menschen sind alle so weit ok, wenn sie ok sind. Nationalhymne mitsingen müssen, finde ich bescheuert. Dass sich Leute, die sich ansonsten nie für den Fußball interessieren, Landesflaggen ins Gesicht schmieren, finde ich gut für die Entwichtigung der Flaggen, denn Flaggen sind ja doch auch nur Lappen, die schlaff am Mast (hihihi Mast) hängen. Trotzdem bin ich für zwei Länder™, nämlich für England und für Deutschland. Und ich find’s schade (aber auch gerecht), dass Italien und Holland nicht mitspielen. Ich hoffe, es bleibt friedlich und wir* gewinnen.

LIEBE
Ich habe ja diesbezüglich schon Experimente an mir selbst vorgenommen. Das muss ich hier mal kurz erzählen. Nämlich bin ich ja seit Jahrzehnten Fan der Frankfurter Eintracht. Und das ist auch nicht grad einfach. Und ich war schon einigen Infarkten nahe und hatte schlaflose Nächte und musste Abstiege und knapp vergebene Meisterschaften (16. Mai 1992) hinnehmen und ich habe viel geweint. Natürlich habe ich auch viel gelacht (Jürgen Pahl) und war voller Bewunderung (Uwe Bein, Jay-Jay Okocha, Anthony Yeboah, Ralf Falkenmayer*). Und aber eines Tages, es war im Jahre 2016, da habe ich zu meiner geliebten Frau gesagt: Es reicht, ich lass mich scheiden. Und zwar von der SGE. Meiner Frau fiel fast die Rindswurst in den Apfelwein und dann sagte sie: „Das geht ja gar nicht. Wirst schon sehen. Viel Glück.“ Und so versuchte ich Fan von Borussia Dortmund zu werden, denn mit denen verband mich schon seit Jahren eine zarte Bande. Ich also, pflichtbewusst, hielt meiner Eintracht noch die Daumen gegen Werder Bremen (Eijeijeijei) und in den Relegationsspielen gegen Nürnberg (Eijeijeijeijei) und dann holte ich meine Bananen- und Biene-Maja-Sammlung aus dem Keller und war Borusse. „Hahaha!“, sagte meine Frau, „wie albern das aussieht. Das steht dir gar nicht und außerdem ist es albern.“ Und auch meine Kumpels Robby (Kommando „Lia Wöhr“) und Max („Und da kann man schon mir glauben!“) bescheinigten mir eine gewisse Schwachköpfigkeit. „Raus aus meinem Haus!“, habe ich da gerufen, obgleich sie gar nicht da waren. Ich mache, was ich will, habe ich gesagt, endlich Deutscher Meister sein. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Ja, und dann war ich Borussiafan und sah an, was sie mit dem verrückten Thomas Tuchel anstellten und wie ein gewisser Hans-Joachim Watzke … (HEULKRAMPF). Und dann kam, was kommen musste, das Pokalfinale 2017 hieß BVB vs. SGE und da saß ich dann da. Dortmund hat gewonnen und die Frau sagte: „Ei, das ist doch jetzt toll. So hast du es dir doch immer vorgestellt, du alte Borussen-Sau*“, lachte sie und nahm mich in den Arm. Mich verwirrten Jungen. So trank ich erstmal einen Eimer grüne Soße und entschuldigte mich bei Charly Körbel und ich hatte etwas gelernt. Nämlich, dass echte Liebe nicht rostet. Da kann man nichts machen. Da hängst du knietief drin. Und so ist es immer im Leben. In der Firma, bei der Apfelsorte und bei der Frau. Man ist verwachsen und will auch gar nicht mehr weg. Und deshalb, liebe Borussia aus Dortmund, wir werden Freunde bleiben und ich will ja auch immer wissen, wie es dir geht. Und jetzt bin ich* ja dann doch noch Pokalsieger geworden. Ich muss gleich weinen.

RUSSLAND – SAUDI-ARABIEN
Ja, das beginnt ja gleich mit einem Klassiker.* Mir sagt Juri Walentinowitsch Schirkow ein bisschen was, denn der hat mal bei Chelsea gespielt. Und dann muss er ja gut sein.* Und bei Denis Gluschakow steckt fast das Wort Gulasch und Gulasch ist toll. Ich bin ein Meister des Gulaschkochens. Da können Sie gerne meine Frau fragen. Und die ist äußerst kritisch, was meine Kochkünste* betrifft. Also fragen Sie sie ruhig. Trauen Sie sich. Na ja, und Roman Neustädter wurde ja offensichtlich aus dem Kader gestrichen. Was soll man da sagen? Es ist durchaus verdächtig, wenn wirklich NIEMAND, NIEMAND von denen wenigstens mal beim FC Fulham unter Vertrag ist oder in Wolfsburg* oder wenigstens in Amerika und noch nicht mal beim 1. FC Heidenheim. Also, ich bin da skeptisch. Seien Sie es auch. Es lohnt sich.

Bei Saudi-Arabien sieht es ähnlich mau aus. Der Trainer und Ur-Saudi in Personalunion Juan Antonio Pizzi hat schon mal den FC Valencia trainiert und beim FCB, also dem richtigen FCB, nämlich dem FC Barcelona gespielt. Na ja, immerhin. Kenn ich nicht. Er stammt allerdings aus Argentinien. Das könnte eine Verheißung sein. Ach, lassen Sie mich doch mit Prognosen in Ruhe.

Also nun, ich möchte die Stimmung nicht gleich vermiesen, aber Russland wird schon am ersten Tag verlieren und sogar gegen die Saudis leider keinen Punkt machen. Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich weiß nichts von mitreißenden Fans, von ausgefeilten Choreografien, die die Mannschaft verzaubern und antreiben. Ich weiß von der Fankultur in Russland nur, dass es Hooligans gibt, die sich gewaschen* haben. Das ist sicher ein Vorurteil, aber wenn ich an den russischen Fußball denke, dann denke ich an den soffjetischen Fußball der späten 60er und der frühen 70er Jahre. Das war‘s dann auch schon. Und jetzt denke ich gar nichts mehr. 2002 haben die Saudi-Araber 8:0 gegen eine sehr seltsame deutsche Mannschaft (Thomas Linke, Carsten Ramelow, Jens Jeremies, Christian Ziege, Carsten Jancker*) verloren. Carsten Jancker hat da sogar ein Tor geschossen, das muss man sich mal vorstellen. Das wäre heute gar nicht mehr möglich, denn Carsten Jancker* spielt zum Glück nicht mehr mit. Aber wir hatten ja auch nichts. Es war direkt nach dem Krieg. Es war schlimm. Und aber wir* kamen ins Endspiel, wie 1982 und 1986 und keiner weiß warum. Also diese mir vollkommen unbekannten Saudis werden dann die mir komplett fremden Russen mit sagen wir 1:0 besiegen. Ich meine, die haben ja da neulich gegen unsere Spacken im Vorfeld nicht schlecht gespielt. Die können das schon. Die haben sich ja immerhin qualifiziert. Und gegen Bhutan, Guam und Kirgisistan musste dich auch erst mal durchsetzen. Das kann man von den Russen nicht behaupten, denn die sind ja schon per se spielberechtigt, weil sie den ganzen Schmonz austragen. Nun wird also in der 61. Minute Mohammed Al-Sahlawi von Al-Nasr Riad sein Werk verrichten. Das ist ziemlich lame, das zu behaupten, weil, der ist ja der Top-Torschütze der Qualifikation zur diesjährgen Fifa-Fußballweltmeisterschaft, aber mir sind die Hände gebunden. Darf ich hier überhaupt Fifa* sagen? Nicht, dass das verboten wäre oder nur gegen Zahlung von unendlichem Entgelt möglich ist. Ach, das möchte ich nicht. Ich habe nichts gesagt. Fußball-WM reicht. Mir reicht‘s. Ach wenn‘s doch endlich losginge. Ich weiß nur noch nicht, wie ich Pascal morgen erkläre, dass ich die Begegnung kukken MUSS, während er Schreiner- und Fummelarbeiten in unserem Wohnmobil vornimmt. Das fängt ja gut an. Ach wär doch schon morgen. Könnt Ihr‘s auch kaum erwarten?

* Ironiefähnchen

 

 

 

 

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