Wenn man nicht so mobil ist, ist Mobilität ein großes Thema. Ich sage das weil: Komplizierteste Sachverhalte wollen es, dass ich auf Krückies durch die Gegend tanze. Vorteil: Ich muss niemandem beim Umzug helfen, man trägt mir Kaffee an den Schreibtisch und schaut mich traurig an. Nachteil: Bla bla bla bla bla und so weiter und so fort plus Mitleid. Freddy Nietzsche schrub dazu in seinem knorkigen Bestseller „Der Antichrist“: „Nochmals gesagt: Dieser depressive und kontagiöse (ansteckende) Instinkt kreuzt jene Instinkte, welche auf Erhaltung und Wert-Erhöhung des Lebens aus sind: er ist ebenso als Multiplikator des Elends, sowie als Konservator alles Elenden ein Hauptwerkzeug zur Steigerung der decadence.“ Ein paar Zeilen vorher schreibt er noch: „Das Leiden selbst wird durch das Mitleid ansteckend.“ Alles von Nietzsche ist gut. Mitleid ist unlustig und sogar noch unlustiger, als eh schon die Immobilität. Diese Widerum ist gar nicht so unlustig. Sie ist vor allen Dingen lästig, weil alle default erwarten, dass man rumsteht, tanzt und die Berge und die Fußgängerzonen auf und ab wandert. Und die Welt ist auch so gemacht. Will man beispielsweise in den Urlaub fahren, fährt man genau bis zum Zielort und ab da ist alles Leben wandern. Man wandert die Schongse Lisseh lang oder auf den Mt. Pommes Schranke oder durch Bankok bei Nacht oder wenigstens wohnt man in einem vierstöckigen Appartment ohne Aufzug und mit Treppen aus Höllenhackfleisch. So ist das Leben. Geher sind on top, Humpelnde oder Sitzies sind der letzte Dreck. Wenn sich die Gerechtigkeitsindustrie da mal was einfallen lassen würde. Danke.
Doch genug gejammert. Fiel mir nur grad so ein. Persönliche Details zum Thema per DM oder im Zwiegespräch bei einem Maßkrug Rotwein-Cola. Viel zu viel Zeit wende ich für mein Hobby „Interesse“ auf. Interesse ist lästig. Man ist sich ständig am Interessieren und kommt zu nichts. Ich habe daher erst neulich mein Interesse an der bildenden Kunst und an der von mir gehörten Musik abgelegt. Es hat mir zu viel Kopfzerbrechen gemacht. Beide Kulturbrummer sind vom Kommerz und den Gedanken an den nächsten Kommerz in mundgerechte Stücke zerhackt worden. Nur, wer ganz am Anfang allen Denkens steht, also ein junger Mensch oder der Inhaber eines Lebenszeit raubenden Accounts bei Twitter, kann sich mit der präkomplexen Komplexität der Komplexität auf komplexe Weise beschäftigen ohne, dass die Gefahr einer Gehirnimplosion besteht. Oder zum Beispiel Greg LeMond, der Gewinner der Tour de Francen 1986, 1989 und 1990, der hat eine eigene Sitzstange, also eher so ein Ständer, auf dem er verkrampft lehnt, wenn er in einer nach ihm benannten Sendung auf dem Sportkanal Eurosport zu den Vorgängen des aktuellen Tour de France-Tages schweigt. Ich kann noch nicht mal ahnen, was das zu bedeuten hat. Ich würde gerne dahinter kommen, aber ich sehe ihn so selten, dass ich kaum einen Moment finde, ihm eine Stellungnahme zu diesen eigenartigen Vorkommnissen abzuringen. Genaugenommen sehe ich ihn nie. Ich habe keinen Kontakt zu ihm. Ich kenne ihn praktisch ja auch nur aus dem Fernsehen, für dessen Inhalte mich durchaus interessiere, nicht jedoch für Kunst und für Musik und das aber auch erst seit neulich, aber auch nicht für Greg LeMond, wenn ich ehrlich bin. Viele im Geiste jung und also auf eine charmante Weise auch Zurückgebliebenen, welche sich durchaus in meiner Altersgruppe befinden, so runzel- und haarausfalltechnisch, meinen mir erzählen zu müssen und meinen es nicht nur, sondern sie erzählen es mir auch und zwar brühwarm, wie sehr sie mein Desinteresse an der Kunst verachten oder sich zumindest nicht sicher sind, ob nicht zufällig… ich hab den Faden verloren. Dafür habe ich es mal gedanklich durchgespielt, wie mein Leben sich verbesserte, würde ich mich für Fernsehübertragungen von Dartturnieren interessieren. Es sind in etwa 11,3% Verbesserung. Naja. Nicht schlecht. Aber nochmal zurück zu Greg LeMond. Der sitzt also bei Eurosport auf so einer Stange, so einem Gestell, und neben ihm steht ein Typ, der aussieht wie der leibhaftige Barbier von Sevilla und LeMond sagt kein Wort in dieser Sendung. Ich habe noch nicht herausgefunden, warum er dann da sitzt und musste mit Erschrecken feststellen, dass er nur wenige Jahre älter ist, als ich. Aber er sagt weniger. Genauer gesagt, sagt er nichts. Vielleicht ist das die Zukunft des Fernsehens. Schweigende Protagonisten. Ich glaube gelesen zu haben, irgendjemand hat Greg LeMond mal mit einer Schrotflinte in den Hintern geschossen. Aber warum sitzt er dann auf dieser Stange? Manchmal wünsche ich mir, dass meine Fragen beantwortet würden. Dass einfach mal ein Leser, gerne auch eine attraktive Leserin, in den Kommentarfeldern auf meine Fragen und wenn möglich auch auf meine Gefühle eingehen möge. Aber das wird wohl nur ein Wunsch bleiben, der irgendwann am Rande des Wunschalls still implodiert und ein schwarzes Loch hinterlässt, welches milliardenfache Sonnenmassen in sich… äh… dingsbumms. Sie wissen schon.
Ich kenne Greg Lemond nicht, weil ich mich – aha! – nicht für Sport interessiere. Aber ich lasse mal einen Ständerwitz da. Gnihihi!
Damen lieben Ständerwitze. Das weiß ich wohl.
angeblich stecken ja die schrotkugeln immer noch in ihm drin, allerdings wohl nicht im hintern, sondern sonstwo im körper, weswegen ihm das mit dem sitzen auch nicht allzu schwerfallen dürfte. ach ja, und irgendwann ist auch mal einer während einer etappe von einem luftgewehrschützen aufs korn genommen worden. in den schenkel soweit ich mich erinnere. der ist die etappe scheinbar auch noch zu ende gefahren bevor sie ihm die kugel rausgeholt haben.
und dann gabs da doch auch mal diesen deutschen boxer irgendwann in den 70ern der im aktuellen sportstudio auf keine frage geantwortet hat. warum weiss ich allerdings auch nicht mehr, er war wohl mit irgendwas nicht zufrieden.
Ich wünsche mir, dass der Begriff „Höllenhackfleisch“ Eingang in die Umgangssprache findet.
der kosename des f.n war übrigens „fritz“ , als kind „fritzchen“ und nicht „freddy“. freddy war ein schlagersänger, fritzchen ein buffo-religionsstifter und lebenssteigerungsphantast. darüber hinaus. ästimiere ich ihren text aber sehr.
In meinem Herzen ist er ein Fred.