Versäumnis – Tag 014

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huck flash

Das ist schon auch langweilig, wenn man den Header des Blogges jedesmal nur marginal ändert. Das stimmt schon. Aber es ist ja auch langweilig, das Leben. Also, wenn man so da sitzt und nur in den Monitor des Laptopfes starrt, wie ich halt den ganzen Tag. Beruflich und hinterher auch privat. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich gerade Reinigungsmittel getrunken habe.

Ich warte mal ab. Mir juckt auf jeden Fall schon die Kopfhaut. Das wäre aber das, was ein bisschen Spannung in mein Leben brächte. Und dann fällt mir wieder ein, warum wir hier alle sitzen und dann läuft’s mir eiskalt den Rücken runter. Allerdings muss ich mich auch arg konzentrieren, um nur in etwa das Ganze zu verinnerlichen. Also, wir haben jetzt Corona. So so. Wer hätte das gedacht. Als ich zum Beispiel 1988 in meiner Wohnung in der Blücherstraße im Wiesbadener Westend erwachte und feststellte, dass man mir den Strom abgestellt hat, weil ich den Strom nicht zahlen konnte und ich dann dachte, ei ja, erstmal Musik anmachen, ach, geht ja gar nicht. Strom ist ja aus. Wieviel Uhr ist es eigentlich? … Ach, der Strom ist ja aus. Überbäckste Dir erstmal was mit Käse. Ach, geht ja gar nicht … Machste erstmal Licht a… Ach egal. Ja, so war da damals. Und da dachte ich, das ist jetzt Scheiße. Wie soll’s denn jetzt weiter gehen?! Da dachte, das ist schon ein Dilemma. Mal kurz auf die Matratzenkante setzen und nachdenken, ob es noch schlimmer kommen könnte.

Ich bin dann rausgegangen, es war ja Sommer 1988, und erstmal in den Park und erstmal (ein) Bier trinken. Und erstmal kukken. Erstmal überlegen. Und mal mit den Leuten besprechen, wie das jetzt weitergeht. Und wenn dann jemand Mauerfall, 11. September, die Eintracht steigt ab oder Corona gesagt hätte, was hätten wir da gelacht. Alles total absurd. Alles irgendwie so Kafka-esk (Aluhüte gab es ja damals noch nicht). Alles nicht zu fassen. Man kann so weit nicht denken. Das würde nicht durchgehen, ohne, dass man in der Nervenheilanstalt landen würde. Jetzt ist es ja so, jetzt ist Corona-Time. Und dass sich da jeden Tag Leute hinstellen und einigermaßen klar und deutlich und offenbar sogar überlegte, angemessene Informationen über so eine Groteske vermelden können, das ist eine große Leistung der Menschheit und der Evolution. Wenn ich diese Entscheidungen, die hier getroffen werden müssen, treffen müsste, ich würde einfach weglaufen. Vielleicht nach Lappland oder in die Mongolei oder nach Usbekistan. Wenn das hülfe. Aber mich hinstellen und Dinge ausrechnen und wieviel man darniederliegenden Unternehmen auszahlen müsste, damit sie nicht zerbrechen an so einer Situation, oder ob und wann die Welle unser Krankenhaussystem kaputt überschwemmt oder auch nicht oder auch noch schlimmer. Und wieviel Tote es vielleicht gibt oder ob italienische Verhältnisse hier „fröhliche“ Urständ feiern würden und was ich dazu dächte und ob ich dazu was verbindliches sagen könnte. Es ist ein Graus. Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen und aufhören soll zu denken, um dann zu handeln. Also, wenn man mir 1988 das hier erzählt hätte, dann wäre das Science Fiction-Horrorshow gewesen und ich hätte gelacht. Oder 2003. Da hätte ich der Frau gesagt: „Hej, ich kenn grad erst seit neulich, lass uns in ein gemeinsames Leben torkeln. Nur 2020 wird es ein bisschen komisch, aber das stehen wir durch und zwar anhand von dieser Formel.“ Und dann hätte die Frau sich „diese Formel“ mal genau angeschaut und mir anschließend liebevoll den Hinterkopf getätschelt.

Aber jetzt haben wir den Salat und mein Gehirn kann es nicht erfassen. Ich höre Dr. Drosten, ich lese verschiedene Leitmedien, die ich gerne Leitmedien nennen möchte, weil sie mir helfen, einzuordnen. Ich halte die Öffentlich-Rechtlichen immer noch für (einigermaßen) seriös und nachvollziehbar. Ich versuche, das einzuordnen, einzuteilen und ich will irgendwas fühlen, aber ich fühle nur große Seltsamkeit. Ich denke oft, dass man das Gute sehen muss, da ist vielleicht nicht viel Gutes, vor allen Dingen für die Betroffenen. Man denke mal an den hessischen Finanzminister Thomas Schäfer oder die ganzen Bankrotten oder Infizierten mit schwerem Verlauf. Aber was bleibt denn, wenn man nicht das Gute rauszieht. Dass sich vielleicht das Ding, dass man nicht mehr den ganzen Tag die Straßen verstopft, um zu jedem abstrusen Meeting durch die Republik zu gondeln, durchsetzt. Oder, dass die Deutschen merken, wie toll Klopapier eigentlich ist und, dass man es mal wieder zu schätzen weiß. Klopapier hatte ja mit der Zeit ein eher mieses Image. Oder, dass Menschen in Pflegeberufen Helden sind. Und Leute, die den Müll abholen. Oder Leute an Kassen in Supermärkten oder die, die unbemerkt von Mensch und Maus die Supermarkt-Regale auffüllen, so dass wir inzwischen glauben, das steht da von selbst da und es geht NIE zu Neige. Oder dass diese Scheiße mit der Privatisierung von Krankenhäusern oder des Gesundheitssystems eine riesengroße Scheiße ist. Wer ist denn dafür eigentlich verantwortlich?

Hallo!!!! Hallo!!!!!!!

Ich werde das googeln und morgen nenne ich Namen. Dann wird hier mal der Vorhang aufgezogen. Dann rollen Kröpfe! Da können sich die Verantwortlichen warm anziehen. Ich deckke auf. Wie der Sozialphilosoph und größter Aufdecker der Menschheit von Missständen aller Zeiten: Mario Barth. Man darf gespannt sein.

30.03.2020 / 20:37 Uhr

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