Fünfzig – Tag 050

Schreibe einen Kommentar
huck flash

Fünfzig. Und zwar 50 (FÜNFZIG) Tage, seit wir beschlossen haben Home Office zu machen. Und wenn man ehrlich ist, wir werden das nicht mehr ändern. Home Office und Zoom sind viel besser, als alles andere. Fokussierter, wacher, höher, weiter, besser. Wundervoll! Wir haben uns quasi neu erfunden. Das ist toll. Und schon bald packe ich Mme. Kiki ein und wir reisen im Wohnmobil umher und arbeiten mal von der Algarve und mal vom Nordcup. Und immer so voll total futuremäßig happy. So wird es sein. Mal sehen. Vielleicht. Doch. Das wird so sein. Immer ein Bild von der Zukunft malen. Immer so ein Bild im Kopf haben. Das Idealbild im Kopf haben und so lange im Kopf darauf rumreiten, bis es zur Wirklichkeit wird. Vielleicht werde ich Zukunftscoach. 15.000 Euro Tagesgage und Sie können mich in counten. Los jetzt. Schreiben Sie’s in die Kommis, ich melde mich dann. In der Zukunft. Jetzt habe ich aber Oberarmschmerzen vor lauter Euphorie und wegen des Trainings („Du musst mal was was mache‘!“), eben, da ich zur Frau meinte, man muss diese Übung (sagt man noch Übung? Da gibt’s doch bestimmt ein viel cooleres Wort für. Schreibt’s in die Kommis!) so lange machen, bis es brennt im Arm. Wenn es nicht brennt ist es nicht richtig. Aber wenn es nicht besser wird, gehe ich zum Oberarmarzt. Oder zum Euphoriearzt. Ins Oberarmkrankenhaus gehe ich allerdings nicht. Ich hasse Oberarmkrankenhäuuser und Euphoriekrankenhäuser auch.

Fünfzig, Bär.

Bei meinen letzten Aufenthalten, einmal im Fußkrankenhaus und einmal im Kniekrankenhaus, da war es so furchtbar kacke, dass ich aus lauter Verzweiflung Scheibenwurst zum Frühstück gegessen habe. Scheibenwurst ist eine Erfindung von Terry Bratwurst. Ich habe so exzessiv Scheibenwurst gegessen, dass ich sie fotografieren musste, diese verfickte Scheibenwurst. Diese, mit dem iPhone fotografierten Scheibenwurstfotos, habe ich dann aus Langeweile bei einem Medienawarddingens eingereicht und habe prompt den 1. Platz gewonnen. Da haben die anderen „richtigen“ Fotografen aber gestaunt. Hahahaha. Die anderen „richtigen“ Fotografen hatten zum Teil sehr komische Hüte auf. Einer hatte sogar seine Kameraausrüstung dabei. Naja. Das war schon ein Ding. Was haben wir gelacht. Den Rest des Abends habe ich auf einem Stuhl neben dem Sicherungskasten des ZDFs (die Verleihung fand im ZDF statt) (also im ZDF als Haus, nicht als Fernsehen) verbracht. Ich bin ein komischer Mensch und ich finde Ansammlung von anderen Menschen komisch. Also nicht das lustige komisch, Sie wissen schon.

Ich könnte eventuell ein großer Fan von Ansammlungen richtig guter Menschen werden. Also von Leuten, die irgendwie toll sind. Die was zu erzählen haben. Menschen, die happy sind und real und auch deep und im Augenschein der anderen herkömmlichen Menschen, als verrückt gelten, manchmal auch als verröööckt. Da fühle ich mich zuhause. Allerdings auch nicht, wenn diese Menschen auf eine gewissen Weise unangenehm verrückt sind. Also eigentlich mag ich Leute, die verrückt sind gar nicht. Ich kannte mal einen, der hat mir dauernd erklärt, dass wir, also die Welt, nur ein Atom einer anderen Welt wären. Und die dann auch wieder ein Atom … und so weiter. Das ging ewig so weiter. Da habe ich regelmäßig Anwandlungen bekommen und bin heim gegangen. Und wenn ich dann nachts, es war ja immer nachts, wenn mir dieser Typ sein Weltenmodell erläutert hat, wenn ich da dann so die Straße lang gelaufen bin, ich konnte mir ja kein Taxi leisten, da dachte ich mir, du musst mal eines Tages was ganz anderes machen. Du musst Dir einen Apple-Computer kaufen und fortan bunte Bildchen daran malen und entzückende Ideen für Geld entwickeln. Und du hast dann so eine Wand an Röhrenmonitoren, auf denen die Kollegen zum Röhrenmonitormeeting abgebildet sind. Und alle reden durcheinander, aber wenn man die Augen schließt und beispielsweise LSD oder 50 Spitzkegelige Kahlköpfe nähme, dann könnte man dem Stimmengewirr folgen und wüsste was zu tun wäre und würde das dann tun und am Ende wird eine saftige Rechnung geschrieben. Wenn man doch nur einen Computer mit sagen wir 4 MB RAM und einen Akustikkoppler hätte, dann ginge das. Oder halt CB-Funk. Um die Arbeit noch ein bisschen beschwingter zu machen, könnte man dazu Schallplatten von Gabriel Fauré auflegen. Man müsste ja nur alle 20 Minuten aufstehen und die Schallplatte umdrehen. Ab und zu könnte man sich gegenseitig ein Fax schreiben. Und man hätte eine Frau namens Cordula, die einem unaufgefordert, zuvor geöffnete und extrem heruntergekühlte Bierflaschen auf den Arbeitstisch stellt. Das könnte man ja nicht selbst machen, denn man muss ja arbeiten und dann das ganze LSD. Außerdem würde einmal am Tag ein Abgesandter der Pizzeria Benito an der Tür klingen und mir eine Sardellenpizza mit Champignons (Dosenchampignons) und doppelt Käse vor die Haustür schmeißen. Man könnte sich prima von Pizza und Cola ernähren. Der Skorbut wäre ja noch nicht erfunden. Mit so einer Arbeit könnte man gut und gerne 1.500 Öcken im Monat verdienen. Ein alten, fleischwurstfarbenen R4 könnte man sich da auch noch leisten. Was soll man sich da noch wünschen? Nur das mit dem LSD ginge halt ins Geld. Aber man kann ja nicht alles haben. So ein Leben, habe ich mir damals vorgestellt, das wäre wirklich toll. Mensch, wenn das mal Wirklichkeit werden würde …

Und Schwuppdiwupp Kartoffelsupp … keine 35 Jahre später ist es genauso eingetroffen. Nur, dass die Frau nicht Cordula heißt und mir auch kein Bier auf den Schreibtisch stellt. Das wäre mir aus heutiger Sicht auch eher unangenehm. Mit der aktuellen Frau bin ich ja auch sehr zufrieden. Aber sonst ist alles EXAKT so eingetreten. Und daher bitte ich Sie jetzt um ein dreifach donnerndes Tritratrullala auf die Zukunft!!!

Ich liebe Sie. Jetzt – und auch in the future!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert